Eigentlich weiß ich heute nicht mehr so genau, wie die Tour tatsächlich zustande kam. Bruchstückhaft kann ich mich noch daran erinnern, dass Wolfi meinte:
„…es kann ja wohl nicht angehen, dass wir 2010 nicht zusammen Spanien unsicher machen…,…da muss was gehen…“.
Im Nachhinein betrachtet, bin ich mir jetzt auch nicht mehr sicher, welchen Schalter genau es bei mir umgelegt hat. Beim Durchstöbern meiner Einzellerarchive stoppte der Cortex die Suchmaschine plötzlich unbewusst bei Nordspanien ohne jemand anzurufen (und natürlich auch ohne Recall bei Dieter) und ohne für mich nachvollziehen zu können, welche Kurven-Kultur-Amöbe er jetzt genau in meiner Gedächtnishalle angesteuert hatte (inzwischen glaube ich an die Trennung von Geist und Körper, zumindest bei Mopedfahrern; natürlich braucht man das auch bei DSDS). Wir sollten und werden sehen, wozu unsere Astralkörper in Verbindung mit unserem Medium Motorrad fähig sind.
Da mir die ganze Sache doch ein wenig „suspekt“ (seltsam, besser verdächtig) vorkam, hab ich dann doch mal nach einer Erklärung für dieses „Phänomen“ gesucht und glaube „vielleicht“ eine gefunden zu haben (ich zitiere):
„…Für das Gehirn ist das Aufrufen einer Erinnerung eine Art Zeitreise, haben …Psychologen nachgewiesen. Schon bevor der Gedanke an eine ganz spezielle Begebenheit ins Bewusstsein gelangt, werden genau die gleichen Hirnareale aktiviert wie zu der Zeit, als diese Erinnerung entstand. Dabei folgt das Gehirn einer ausgeklügelten Strategie: Zuerst ruft es lediglich Erinnerungen an allgemeine Informationen aus dem Umfeld des Ereignisses ab, die dann Erinnerungen an immer mehr Details heraufbeschwören, bis das gesamte Aktivitätsmuster wiederhergestellt ist…“
Mir persönlich ist diese Art der Erklärung eigentlich sch…egal (schon egal), um nicht zu sagen völlig fremd. Die "Denkprozesse" die sich dann jedenfalls bei mir abgespielt haben, kann ich heute ebenfalls nicht mehr nachvollziehen.
Fakt ist, dass Nordspanien seit knapp 6 Jahren nicht mehr beackert wurde. Demnach muss sich diese Erinnerungsquelle wohl ziemlich vehement gemeldet haben und so sollte die Tour ... *bis an das in der Antike bekannte Ende der Welt, dem Cabo Finisterra (Kap Finisterra, Finisterra bedeutet wörtlich übersetzt soviel wie ‚Ende der Welt’) an der spanischen Atlantikküste in Galicien gehen. Dort soll dann nach knapp 5 Tagen der Wendepunkt der Tour sein.
Na dann… Jedenfalls war spätestens nach unserer Garagen-Wintergrill-Feier am 05.01.2010 klar, wie sich das Team Nordspanien 2010 zusammensetzte. Diesmal wollen Elmar, Thomas, Robert, Markus, Wolfgang, Martin, Peter und ich dabei sein. Somit wären wir zu Acht. Zu dem Event hatte ich etwas vorbereitet. Kartenmaterial, ein Kurzfilm und die Fotos, die Martin und ich bei unserer 4-wöchigen Nordspanientour 2004 geschossen hatten, leisteten dann den Rest der kaum notwendigen Überzeugungsarbeit.
Womit das Ich auch schon bei der Planung der Tour war. Da eine Zelle bekanntlich die andere aktiviert, ähnlich muss es wohl mit der Kombination Gehirn/Gashand/Gasgriff/Motor funktionieren, wär das vielleicht die „ultimative“ Erklärung. Ich weiß, dass dies eine ziemlich laienhafte Darstellung der Prozesse beim Motorradfahren ist, aber wie genau sollte man „es“ auch sonst erklären? Aber braucht man für Spaß überhaupt eine Erklärung?
Jedenfalls war die Überlegung/Herausforderung wieder einmal, mit einem begrenzten Zeitansatz, maximal Kurven, Kultur und Spaß rauszuholen, und dabei auch noch das völlig andere (keltische) Spanien zu „erfahren“ . . . und dabei auch relativ kostengünstig (nicht billig, "das war gestern"), vorallem nicht pauschalmäßig unterwegs zu sein.
Die Anfahrt sollte zunächst mit dem französischen Autoreisezug von Strasbourg nach Biarritz erfolgen. Als Zeitraum hatte man sich auf 9 Fahrtage ab Anfang Juni verständigt. Ich hatte bereits im November 2009 beim SNCF-Büro vorgefühlt, was die Zugverbindung betraf. Die eindeutige Auskunft führte dazu, dass wir alle bereits für den vorgesehenen Zeitraum Urlaub genommen oder vormerken ließen.
Es kam wie immer. Dinge, die man nicht zu vertreten hatte (das sollten dann wohl besser die tun, die Verantwortung dafür tragen), brachten eine „gewisse“ Dynamik in die ganze Sache.
Diesmal war es das Vertrauen auf die Kontinuität der französischen Eisenbahn. Die zeigte sich darin, dass es da keine gab, denn ab 2010 hatten meine geliebten Franzosen die Verbindung ihrer Bahn an die Atlantiküste (Biarritz/Bordeaux), selbstverständlich ohne mich zu fragen, eingestellt.
Was schließlich dazu führte, andere Lösungen zu finden. In dieser „Findungsphase“ leistete zum einen der Einzeller, aber auch die Kumpels mit ihren Ideen unbezahlbare Dienste. Eine dieser Ideen war wohl, die Mopeds von einem Spediteur transportieren zu lassen und selbst mit dem Flugzeug nach Nordspanien zu kommen und das alles zu einem möglichst annehmbaren Preis.
Die günstige Flugverbindung ließ sich mit RyanAir schnell finden. Jetzt galt es einen Spediteur zu finden, der so flexibel sein würde, unsere Maschinen zum passenden Zeitpunkt an den jeweiligen Flughafen zu bringen und zum Ende der Tour auch dort wieder abzuholen. Hierzu wurden verschiedene Angebote eingeholt. Eines der Angebote war derart unschlagbar, dass im Moment die Überlegung ist, zukünftig auf das Angebot der DB größtenteils zu verzichten.
Zusammengefasst lässt sich heute berichten, dass sich zwar die Tour verlängert hat, da sich unser Start- und Zielpunkt sehr weit in den Osten Spaniens verschoben hat...aber wo wären wir dieses Jahr hingekommen, wenn wir nicht doch noch unsere geliebten Pyrenäen gekratzt und dabei auch noch bei unserem Wirt in Os de Civis reingeschaut hätten? Ähnliches hatte Thomas ja bereits schon einmal mit seiner Frage heraufbeschworen: Wie, wann und in welchem Zusammenhang kommen wir dieses Jahr eigentlich nach Os de Civis? Diese Frage ist inzwischen beantwortet. Aber das reichte scheinbar noch nicht ... war die Tour Norspanien 2010 „…bis ans Ende der Welt…“ auch mit den jeweiligen Übernachtungen gerade durchgeplant, passierte folgendes:
Eine meiner Erinnerungszellen hatte scheinbar das Versprechen nach der Tour Pyrenäenkratzer (siehe am Ende des Tourenberichtes zum Pyrenänenkratzer 2009) an oberster Stelle abgespeichert, dass Tarn und Ardèche keine weißen Flecken auf meiner persönlichen Europa-Motorrad-Landkarte bleiben würden, und meldete sich deshalb derart "unerwartet penetrant", was schließlich zu der Ansage führte, auf den Rücktransport des Mopeds und den Rückflug zu verzichteten, um stattdessen die Rückfahrt durch Frankreich zumindest entlang von Tarn und Ardèche anzutreten. Beide konnten wir ja bei unserem Pyrenäenkratzer 2009 wegen "gewisser" Schwierigkeiten nicht befahren. Ich hatte noch nicht mal an die Frage "Wer fährt mit?" gedacht, da sagten spontan Markus und Martin, und schließlich auch noch Robert und Wolfgang zu, ein „kleines Tourchen“ durch Frankreich dranzuhängen. Tarn/Ardèche war somit gedanklich gerade abgehakt, über die weitere Rückfahrt über die Ardèche hinaus, hatte man sich bis dahin noch keine großen Gedanken gemacht, bis dann plötzlich und "völlig unerwartet"…
… der Koffer seinen Denzel auspackte!
Hört sich nach Schweinkram an und nachdem wir dort in die Tourplanung eingestiegen sind, wird es auch einer werden. Nämlich eine Kurvenschweinerei allererster Kajüte, wie es wohl unser karottenfressender Freund formulieren würde.
Der Denzel, das heilige Buch der Alpenkurverei, zeigte uns bis jetzt ungeahnte Möglichkeiten auf, wie und wo man sich als Mopedfahrer im französischen Alpengebiet artgerecht "verlustieren" könnte und zwar außerhalb der Touren, die wir dort bereits kannten.
Die Planung dazu ist im Moment noch in vollem Gange und zwar nach dem Motto "actio et reactio", ... ich werde nachberichten…
Stand: 21.03.10
Da die Tour Nordspanien 2010 von der Planung her abgeschlossen war, ergab sich jetzt inzwischen auch die Zeit um einige Gimmicks vorzubereiten. Man machte sich Gedanken, ob man wie bei der Pyrenäentour 2008 wieder ein gemeinsames T-Shirt produzieren wollte. Auch hierzu sind die Entwürfe abgeschlossen und Probedrucke in Auftrag gegeben. Des Weiteren sollte es als bleibendes Andenken ein Mopedaufkleber geben. Auch hier sind die Entwürfe abgeschlossen.
Auch wurde über den Stand unserer Aufnahmetechnik für die Fahrvideos gesprochen. Derzeitiger Stand: Eine Kamera mit Zeitrafferaufnahmen, sowie mindestens zwei weitere Kameras, die aus unterschiedlichen Perspektiven, aber auch von verschiedenen Maschinen aus filmen. Na dann...weiß ich jetzt schon, was ich bis zur Andalusientour 2011 über den Winter treiben werde: Ich sitze vorm Bildschirm und fahr die Tour aus mehreren Perspektiven mehrmals nach, was habt ihr denn geglaubt!?
Was im Moment wirklich Kopfzerbrechen bereitet ist zum einen die Thematik der eingeschränkten Flüge in Europa. Sollte uns der Eyjafjallajökull („können die dem keinen einfacheren Namen geben?!“) seine Asche in die „Toursuppe“ spucken und wir unseren An- und Rückflug von Memmingen nach Girona und zurück nicht durchführen können? Wir werden sehen und darauf reagieren.
Die andere (wichtigere) Thematik war: Halten unsere Reifen, im Besonderen die Reifen unserer Supersportler und –motos für die knapp über 3.500 km? Es war ja wieder einmal die Parole ausgegeben, für diese Tour ab Girona mit neuen Reifen loszulegen. Nach den Erfahrungen aus den Touren Pyrenäen 2006 und 2008 war dies auch notwendig. Man kann sich diesmal wegen des engen Zeitfensters wirklich keine „geplanten“ Ausfälle erlauben. Hier gab es auch zu bedenken, dass die Supersportlerinnen von Wolfi und Markus für die Frankreichrückfahrt noch in Spanien auf jeden Fall neu behuft werden müssen.
Inzwischen ist der Großteil unserer Maschinen neu bereift. Es ließ sich in der Nähe des Flughafens Girona eine Werkstatt finden, die zum einen Reifen bis zu unserer Rückkehr nach 10 Tagen lagert, sowie neue vorrätig hat und auch die notwendige Montagen vornimmt.
Zur weitern Planung unserer Rückfahrt durch Frankreich lässt sich berichten, dass sie, wie vermutet ein Fass ohne Boden werden würde. Auch der Koffer steuerte wieder einmal die eine oder andere "wahnwitzige" Idee bei. Das "Studium" der entprechenden "Papierlage" (Kartenmaterial) , sowie der Ideenaustausch läßt wirklich Schlimmes befürchten...der Denzel war da wohl nur ein Appetitanreger...
Stand: 11.05.2010
Die Abholung unserer Maschinen wurde mit der Spedition ETM Motorrad Transporte (Firma besteht nicht mehr) für Donnerstagabend, 03.06.10 vereinbart.
Nachdem die Maschinen unterwegs sind, steht unserem Abflug von Memmingen nichts mehr im Weg.
Tourenteilnehmer/Viajeros/Compagnons de vojages/Passengers:
"...un, dos, tres..."
hintere Reihe von links nach rechts:
Martin R. ("Don Maddin"), Kalle, Markus D. ("El Cubo de Cerdos"), Elmar F. ("El Mar"), Wolfgang P. ("El Hombre...")
vordere Reihe von links nach rechts:
Robert M. ("La Maleta"), Thomas F. ("El Gixxer"), Peter L. ("Il Tornante")
Tourbericht Nordspanien 2010
1. Tourentag, Freitag, 04.06.10
'Anreisetag'
Der lang erwartete Tag war gekommen. Unmittelbar nachdem der erste Mensch seinen Fuß auf unseren Erdtrabanten setzte (aus der Sicht des Paläozoikums betrachtet), sollte der Beginn der Tour eingeläutet werden. Lange und intensiv waren die Vorbereitungen zur Tour gewesen. Unsere Maschinen waren bereits am Vorabend von der Firma ETM Motorrad Transporte (Firma besteht nicht mehr) abgeholt worden und zu unserem Bestimmungsort, dem Flughafen Girona unterwegs.
Bevor wir uns auf den Weg nach Memmingen machen wollten, wo unser Flug nach Girona um 16.35 Uhr starten sollte, war um 11.00 Uhr Treffen ausgemacht. Es sollte noch eine kleine Überraschung in Form einer „Garagenparty“ geben. Deren Zweck wohl darin bestand, die Aufregung ob der Vorfreude der einzelnen Mitfahrer zu kanalisieren und den Emotionen ihren freien Lauf zu lassen.
8 mit Langhaarperücken und aufblasbaren Luftgitarren „bewaffnete“ Wahnsinnige rockten zu Musik von AC/DC und anderen hartmetallischen Klängen in unserem Garagenhof. Natürlich blieb die ganze Aktion in der Nachbarschaft nicht unbeachtet. „So kann man sich auch neue Freunde unter seinen Nachbarn machen.“ Da hauts dich wech! Aber Fotos sagen mehr als Worte:
Über dem ganzen Spaß hatte man fast die Zeit vergessen und so kam es zu einem eiligen Aufbruch Richtung Memmingen. Die Fahrt über die Autobahn A6/A7 verlief störungsfrei, ebenso die Parkplatzsuche am Flughafen. Allein beim Einchecken gab es wohl das eine oder andere erstaunte Gesicht beim Personal der Flughafensicherheit. Wir hatten es uns nicht nehmen lassen den knapp 2-stündigen Flug nach Girona gleich in unseren Motorradoutfits zu wagen Hauptsache auffallen! Andere fliegen ja schließlich auch nur mit ihrer Zahnbürste hinterm Ohr für wenige Tage nach Malle (ich verabscheue diese "prolldeutsche" Bezeichnung für eine wunderschöne, reizvolle Insel. "Nur damit wir uns verstehen"). Nee, es war geplant die Motorräder gleich am Flughafen Girona wieder in Empfang zu nehmen und eine größere Umziehaktion hätte wohl genauso viel Aufsehen erregt. Halbnackte Biker am Flughafen, mir kommen da grad so gewisse Szenen aus der Blue Oyster Bar in den Sinn.
Es kam auch so wie geplant: Ankunft in Girona bei gutem Wetter, die Helmfrisuren (besser als die oben) passten, und kaum eine Stunde später waren auch schon unsere Maschinen da, wo sie hingehören: mit ihren Reifen auf dem Asphalt.
Das nächste Ziel sollte jetzt der Reifenhändler werden, bei dem wir den Hinterreifen von Markus K 1200 S für 10 Tage bis zu unserer Rückkehr einlagern wollten und bei dem Wolfi seinen neuen Hinterreifen für die geplante Rückfahrt durch okzitansiche Gefilde bekommen sollte. Die Werkstatt „Pneumàtics Perelló“ lag keine 10 Kilometer vom Flughafen weg auf unserem Weg zur gebuchten Pension „Margarit“ in Girona. Erste Thematik, die sich uns stellte: Martins AfricaTwin spackte plötzlich, ging aus und wollte knapp vor dem Reifenhändler nicht mehr anspringen. Zwei Motorradpolizisten der Guardia Civil boten freundlicherweise ihre Hilfe an. Schließlich hatte es sich die Twin doch noch überlegt und so kamen wir gerade rechtzeitig zur Reifenabgabe, bevor die Werkstatt schloss.
Die Suche nach unserem Hotel gestaltete unkompliziert, da Martin bereits dafür gesorgt hatte, dass die Adresse in seinem Navi eingegeben war. Unsere Doppelzimmer waren schnell belegt. Leider konnten wir keine preiswerte Garage für unsere Maschinen finden. Das Angebot für 24 Euro! je Moped, bei der Tiefgarage gegenüber schlug ich dann auch dankend aus. Auch meine Einwände, dass wir mit 4 Mopeds nur einen Pkw-Stellplatz belegen würden, konnte das steinerne Herz der katalanischen Tiefgaragenchefin nicht erweichen. Die Frau, sie muss wohl mit Ebenezer Scrooge verwand gewesen sein, musterte mich nur mit einem eiskalten Blick. Für einen Moment glaubte ich das Eurozeichen in ihrem Augenhintergrund aufflackern zu sehen. Heiliges Europa! Weitere Diskussion zwecklos und so stellten wir die Mopeds gegenüber dem Hotel auf einem öffentlichen Motorradparkplatz ab, bevor es zum Abendessen in die schöne Altstadt von Girona ging.
Das Essen war üppig, preislich angemessen und mit mediterranen Temperaturen im Freien in einer typischen nordspanischen Stadt hätte man unseren ersten Tourentag nicht besser ausklingen lassen können.
2. Tourentag, Samstag, 05.06.2010
von Girona nach Ainsa
Die Nacht war ein wenig zu laut und zu warm für „unterkühlte“ Mitteleuropäer gewesen. Heute wollten wir auf unserer ersten richtigen Tour, die ersten Kurven kratzen. Um 09.00 Uhr so die Vereinbarung sollte deshalb Abfahrt sein. Den Zeitpunkt konnten wir halten und so gings auch gleich kurz hinter Girona in Richtung Landesinneres und somit ein Stück weit in das Vulkangebiet der Garotxa, welches wir bereits schon bei anderen Touren (Pyrenäen 2006 und Pyrenäenkratzer 2009) befahren hatten (Video 1).
Diesmal fuhren wir allerdings von Süden her über die C-63 in das Vulkangebiet ein. Straßenbeschaffenheit war wie erwartet top, ebenso die Temperaturen um diese Uhrzeit. Allein das eine oder andere Peloton verhinderte einen ungetrübten Fahrspaß. Die Spanier sind halt auch eine Radfahrernation und nutzen daher auch ihre Wochenenden um sich die „Beine zu vertreten“. Wir hatten uns kaum daran gewöhnt, uns die Straße mit anderen zu teilen, als das Unvorhergesehene passierte: Der "Koffer" ("La Maleta") rutschte in einer Rechtskurve mit seiner Maschine von der Straße und landete im Straßengraben. Für mich als unmittelbar Folgenden sah das unheimlich brutal aus. Nach dem ersten Schreck stand schnell fest, dass der Unfall ohne größere Blessuren für Robert und ohne größeren Schaden für die Maschine überstanden war. Beide konnten ihren Weg, wenn auch ein wenig angeknackst fortsetzen. Ich brauchte allerdings schon ein paar Tage um das Bild aus meinem Kopf zu kriegen und auch wieder unbefangen fahren zu können. Ursache des „Ausrutschers“ war eine Sand-/Kiesbank mitten in der Kurve auf unserer Fahrbahnseite. Da verliert selbst der beste Reifen den Kontakt zur Straße. Nach der Erstversorgung klagte Robert über Rückenschmerzen, sodass wir uns entschieden, die Tour zunächst über die C-153 nach Vic und weiter dann über die C-25 Richtung Manresa zeitlich zu verkürzen. Ab Manresa sollten wir weiter über die C-55 über Cardona bis Solsona und dann über die C-26/C-14 das Coll de Nargo von Süden her ansteuern. In Cardona gerieten wir auf der Suche nach etwas Essbarem unversehens in ein Bikertreffen.
Zu diesem Zeitpunkt leider nicht das Richtige für uns. Inzwischen war es auch zur Mittagszeit 37 Grad schattig geworden, sodass wir nach unserer Mahlzeit im klimatisierten Lokal schnell die Kühlung durch den Fahrtwind suchten. Coll de Nargo, wie sollte es auch anders kommen, unser Ausgangspunkt zu einem Ritt über den uns gut bekannten Pass von Boixols (Coll de Boixols) nach Isona. Die L-511, ein Prachtstück spanischer Straßenbaukunst!
Spätestens da waren wir wieder auf unserer geplanten Route. Unsere Spanienneulinge Peter und Elmar bekamen hier einen ersten Vorgeschmack darauf, was ihnen Spanien landschaftlich und kurventechnisch zu bieten hatte (Video 2). Weiter gings dann für uns unspektakulär in Richtung Tremp, bevor wir über die C-1311 Richtung Puente de Montañana in ein weiteres Kurvenbad getaucht wurden. Längst hatte Robert seine verhaltene Fahrweise wieder auf die „Koffersau“ umgestellt. Für uns ein Zeichen, dass alles in Ordnung war. Als Highlight bekamen wir auf der Strecke auch noch die Durchfahrung der Schlucht von Mont-Rebei (Congost de Mont-Rebei) präsentiert.
Dagegen verlief die Weiterfahrt über die N-230 ab Puente de Montañana nach Benabarre und ab da über die N-123 und die A-138 bis Ainsa, unserem nächsten Ziel, weitestgehend ebenfalls unspektakulär, wenn man von dem Blick auf die Staumauer des Embalse de Mediano in El Grado absieht.
Spätestens mit dem Abbiegen auf die A-138 Richtung Ainsa waren alle ziemlich am Ende mit ihrer Kondition. Die teilweise hohen Temperaturen während der Tour hatten ihren Tribut gefordert. Geschafft freuten wir uns auf unser Abendessen in unserem Hotel DosRios, welches die gewohnte Qualität und Quantität bot.
Eine kleine Geschichte ergab sich aber doch noch. Ich hatte einem Kollegen aus einem Bikerforum schon vor einiger Zeit ein paar Touren in den Pyrenäen gegeben. Zufällig ergab sich, dass er zur selben Zeit wie wir, mit einem Kumpel in der Nähe von Ainsa auf Tour war. Wir hatten zwar ausgemacht, dass wir uns telefonisch wegen einem persönlichen Treffen kurzschließen würden, aber normalerweise verpasst man sich da. Nichtsahnend saß ich bei einem kühlen Blonden vor unserem Hotel, als die beiden mit ihren GS-Adventures an uns vorbeifuhren. Bei dem netten gemeinsamen Abendessen konnte man sich endlich mal persönlich kennen lernen. Leider mussten Thomas und Frank an dem Abend noch wieder zurück zu ihrer Unterkunft bei Sabiñanigo. Somit ging auch für uns ein ereignisreicher Tag zu Ende.
3. Tourentag, Sonntag, 06.06.2010
von Ainsa nach Burgos
Übliche Abfahrtszeit 09.00 Uhr. Vorher nahmen wir das reichhaltige Frühstück im DosRios ein. Ein paar französische Pedalritter interessierten sich für unsere Maschinen, die zum Aufpacken direkt am Taxistand vor dem Hotel standen und auch prompt von der Guardia Civil beanstandet wurden.
Die zwei Ordnungshüter hatten ein Einsehen, gaben aber zu verstehen, dass sie wünschten uns in Kürze hier nicht mehr stehen zu sehen. Den Gefallen taten wir ihnen sofort, nachdem wir fahrbereit aufgepackt hatten. Nachts hatte es heftigst geregnet, sodass die Straßen noch angefeuchtet waren.
Da wir heute knappe 500 km bis Burgos, unserem nächsten Ziel kommen wollten, wählten für den Morgen die schnelleren Teerbänder bis Barbastro die A-138 und von da über Huesca die N-240 und bis Ayerbe die A-132. Wir waren gerade südlich auf Höhe des Parque de Sierra y Canones de Guara, als das erste Gewitter durch einen infernalischen Donner und rechts von uns einen Blitz eingeleitet wurde. Wir hatten da noch Glück und bekamen davon nur wenige Tropfen ab. Der Blick nach rechts ließ allerdings erkennen, dass in den Pyrenäen zapfenduster aussah. Unser Weg führte uns von Ayerbe über die A-125 nach Ejea de los Caballeros, eine der namensgebenden Kleinstädte des sogenannten 'Cinco Villas' - Bezirkes, durch den Robert und ich bereits eine Tour 2007 führte. Kurz vor Ejea bekamen wir noch einmal eine Gratiswäsche, als sich der Himmel schleusenartig öffnete. Ejea sollte unser Einstieg für die Durchfahrung der Halbwüste Bardenas Reales sein und damit auch unser erstes Highlight an dem Tag werden. Außer dass die Straße in dem Bereich amerikanische Verhältnisse (kilometerweit geradeaus) aufwies, konnten wir zunächst keine wüstenähnliche Verhältnisse feststellen. Gerade hatte ich mit dem Thema abgeschlossen, als sich urplötzlich doch noch bemerkenswerte Änderungen einstellten. Die Vegetation hatte nachgelassen und es gab starke Windverwehungen (Video 1). Dies sollte auch bis kurz vor Tudela so bleiben. Mit dem Einfahren in die Bardenas Reales wechselten wir auch die Region, von Aragonien zu Navarra, jetzt auf der NA-125. Ab Tudela sollte es dann weiter über die Autobahn AP-68, durch die für ihren Weinanbau bekannte Region La Rioja gehen. Hügelig, kurvig und vor allem windig präsentierte sich "La Rioja" hier. Wir eilten unserem nächsten Highlight entgegen und so verließen wir die AP-68 um zum Ausgangspunkt für vermeintliche 80 Kilometer Kurvenzauber ab Najera in der Sierra de la Demanda zu gelangen.
Grau ist alle Theorie, Auf den Karten sieht das phantastisch aus, in der Realität sind leider nur ein Drittel der Strecke derart gut mit dem entsprechenden straßenkosmetischen Zeugs planiert, dass es dir in der einen oder anderen Kurve droht, den Gummischuh wegzuhauen (Video 2). Natürlich nahmen wir den Rest der kurvenreichen Strecke mit dem schlechteren Asphalt auch mit (so wie ihr im Video 3, die Aufnahmen wurden auf Peter's KTM - 'Kati' gemacht), um dann später in Barbadillo del Pez noch einmal einen Café con Leche zur Entspannung zu uns zu nehmen.
Spätestens hier waren wir auch in der Region Kastilien und Léon angekommen. Von hier war es nur noch ein Katzensprung von knappen 70 Kilometern bis zu unserem Zielort Burgos. Ein kurzer Plausch mit dem Kneipenbesitzer erleichterte uns die Entscheidung zur Weiterfahrt auf die empfohlene Nebenstrecke die angeblich frisch asphaltiert worden sein sollte. Na also, man muss nur mit den Einheimischen reden und dann hauts dir die Kurven mit dem guten Asphalt um die Ohren. Leider war die Strecke bis zum Auftreffen auf die N-234 nach Burgos nur ein kurzes Vergnügen. Auf der N-234 war dann aber teilweise der Seitenwind so heftig, dass man den Eindruck bekommen konnte, man fahre Kurven, wenn er dir in die Flanken fuhr.
Kurz vor Burgos war dann noch mal Auftanken, damit man sich mit dem lästigen Prozedere nicht auch noch am nächsten Morgen aufhalten musste. Ab hier übernahm wieder Martin mit dem Navi die Führung, um uns zu unserem Hotel ‚Méson del Cid’ in die Pilgerstadt des Jakobsweges zu führen. So richtig funktionierte das dieses Mal nicht. Ein Teil der Truppe fuhr glatt an dem Hotel direkt an der Kathedrale von Burgos vorbei.
Gut, wenn man Mitfahrer hat, die auch ohne Navi die Augen offen halten. Unser Hotel, das 'Haus des Cid' (El Cid) ein Spitzenhotel im Zentrum der Wahnsinnsstadt Burgos! Nach einer kurzen Sightseeingtour war schnell eine "Kneippe" gefunden, die 8 bedürftigen (pilgernden) Bikern, für das entsprechende Entgelt, kulinarische Erleichterung verschaffen konnte. Mit einem letzten, aber ausgiebigen Rundgang endete unser abendlicher Aufenthalt im schönen Burgos.
4. Tourentag, Montag, 07.06.10
von Burgos nach Ponferrada ‚Tour der Stauseen’
Leider mussten wir an diesem strahlenden, kalten Morgen das schöne Burgos gegen 09.00 Uhr wieder verlassen. Es war Zeit, endlich in Richtung des Kantabrischen Gebirges zu fahren.Dies sollten wir zunächst in Richtung Aguilar de Campoo über die N-623 und dann über die N-627 tun. Wenig Verkehr , aber auch wenig Kurven, ließen uns die knapp 80 Kilometer schnell überwinden und schon kamen die Höhen der sogenannten Kantabrischen Kordilliere in Sicht. Aguilar de Campoo war dabei unser Einstieg in die Tour der Stauseen. An dem gleichnamigen Stausee führte uns die P-212 bis ins ca. 25 Kilometer entfernte Cervera de Pisuerga. Dort verpassten wir zunächst den Einstieg in den Embalse (Stausee) de Cervera bei Ruesga. Dann aber fanden wir unmittelbar nach Ruesga doch die "Furt" über die kurze und schmale Staumauer (Video 1).
Die P-210 sollte uns dann auch noch an den Stauseen von Cervera und Camporredondo ins knappe 60 Kilometer entfernte Velilla del Rio Carrión vorbeiführen. Dazwischen freies Fahren. Irgendwann verlor man sich aus den Augen (Video 2), fand sich aber am Aussichtspunkt des Stausee von Camporredondo wieder, den wir, man staunte, mit großen, gehörnten, freilaufenden Tieren teilten: Erstes Olé! Bei genauerem Hinsehen, entdeckte man ziemlich spät, dass es sich dabei nicht ausschließlich um Kühe handelte. Das was da bei dem einen oder anderen männlichen Tier zwischen den Hinterläufen baumelte, kam verdächtig Nahe an die Zeugungspracht eines Jungbullen, oder wie man ihn in Spanien einen „Novillo“ nannte, heran. Darauf ein deutsches Hoppala!
Wie wir uns an andere Touren erinnern, war hier die konkrete Gefahr eines Kontaktes für Markus besonders hoch. Aber diesmal ist nix passiert. Trotzdem hielten wir uns dort längere Zeit auf, weil uns der atemberaubende Ausblick in das sogenannte Mampodre in seinem Bann hielt (dann aber doch "schnell die Arena verlassen"). Genauso verhielt es auch mit den Kurven (Video 3). Gefallen hat uns nicht der Blick auf ein Kraftwerk, beim Einfahren in Velilla, das so gar nicht hierher passte.
Ab Velilla führte uns die C-615/LE-241 nach Boca de Huergano. 25 Kilometer bei denen wieder mal alles passte, besser ging es nicht (Video 4). Ab Boca de Huergano sollten wir auf der N-621 entlang des Stausees von Riaño, bis in die namensgebende Stadt fahren. Die Kurven hab ich wegen des atemberaubenden Ausblickes auf den Stausee nur am Rande wahrgenommen (Video 5). Man wird gefangen von dem Blick auf das Stauseepanorama, der Brücke über den Stausee und im Hintergrund die Felsmassive. Sollte es einen Schöpfer geben und davon gehe ich aus, dann hatte er hier zweifelsohne einen besonders kreativen Tag.
Wir folgten auf der Tour zunächst der N-625, später der CL-635 bis zum Puerto (Pass) de Tarna (Video 6), gleichzeitig die Grenze zur Region Asturien und bogen dann auf die LE-333 Richtung Puebla de Lillo ab. Zwar wurde die Straße schlechter, dafür öffnete sich aber Blick auf lilabewachsene Hänge (Video 7).
Ab Puebla de Lillo sollten wir dann aber wieder ein Kurvenbrett entlang des Stausees von Porma (Embalse de Porma) auf der LE-331 bis Valdecastillo bekommen (Video 8). Irgendwo am See mussten wir uns einfach Zeit für ein Gruppenfoto nehmen und unseren Blick noch mal entlang des Panoramas in Richtung Asturien schweifen lassen.
Trotz der "Ablenkung" schlug irgendwann doch der Hunger durch. In der Kleinstadt Boñar versuchte dann ein eifriger Ober, 8 hungrige und durstige Biker mit überdimensionalen Bocadillos de Jamón y Queso ("große" mit Schinken und Käse belegte "Brötchen") satt zu kriegen. Schaut euch die "fette Leberkässemmel" an!
"Bist du deppert?!" Entweder dich zerreißts vom Gestank des Käses oder von der wahnwitzigen Kombination! Aber wahrscheinlich hatte er nur Angst davor, wir würden ihm vor Hunger sonst wie Termiten die Bar zerfressen, anders lässt sich die Größe seiner aufgetischten ‚Sättigungsflöten’ nicht erklären. Und bei der Lösung dieses Problems hätte ihm die anwesende Staatsmacht auch nicht helfen können. Weil, die hätte sich da eher noch auf unsere Seite geschlagen!
Jetzt galt es die CL-626 nördlich von Léon bis zum Embalse de los Barrios de la Luna zu überwinden (Video 9). Die Fahrt entlang am Stausee über die CL-623 führte uns direkt unterhalb der Autobahn 66 durch, welche Léon mit Oviedo verbindet. Beeindruckend die Autobahnbrücke die über den Stausee führt (Video 10).
Die weitere Fahrt nach Villablino zog sich, wahrscheinlich weil wir jetzt schon ziemlich lang unterwegs waren. Von dort waren es noch knappe 70 Kilometer bis zu unserem Ziel Ponferrada. Diese vergingen über die C-631 wie im Flug. Schließlich sollten wir dann über unzählige Kreisverkehre unser Hotel in Ponferrada, das Temple, doch noch erreichen. Bevor wir ziemlich ausgelaugt von der Fahrt zur Ruhe kommen sollten, gabs noch einen Ausklang in der Altstadt von Ponferrada.
5. Tourentag, Dienstag, 08.06.10
von Ponferrada nach Baiona‚der große Regen setzt ein’
Maues Frühstück, unfreundliches Personal, so stellte sich uns das 'Temple' an diesem Morgen dar. Es war Zeit Land zu gewinnen, das nächste Ziel hieß Baiona an der Atlantikküste.
Der Blick in den Himmel ließ für diesen Tourentag nichts Erfreuliches in puncto Wetter erwarten. So lag Ponferrada schnell hinter uns und so wollten wir, ohne beim Rausfahren die Kreisverkehrorgie vom Vortag zu wiederholen, zügig über die N-536 zu den Las Mèdulas fahren. Leider machte ich als Tourenguide an diesem Morgen zwei Fehler, indem ich erstens unmittelbar nach dem Ortsausgang freies Fahren ansagte und zweitens den Folgefehler einer der fahrgeilen Supersportleramöben auftrug, bei der Abzweigung zu den Las Mèdulas zu warten. Dort war dann natürlich niemand. Das Hinweisschild sahen wahrscheinlich nur Martin und ich, aber das wars dann auch schon.
Also weiterfahren entlang des Flusses Sil auf der genannten N-536 die jeweils mit dem ständigen Wechsel der Regionen von Kastilien und Léon zu Galicien auch mal C-536 heißen konnte. Kurz nach Puente de Domingo Flórez wars dann aber doch vorbei mit dem Verwirrspiel, weil wir da endlich richtig in die Region Galicien eingetaucht waren. Bei der Fahrt entlang des Flusses Sil stellten wir fest, dass es in Spanien scheinbar nicht nur möglich ist, die besseren Kurven zu bauen, sondern auch noch gewisse „Kippeffekte“ in die Fahrbahn zu integrieren. Was für ein Spaß! (Video 1) Leider hatte der dann ein Ende, als wir bei O Barco auf die N-120 wechseln mussten um nach A Rua zu kommen. Die seltsam anmutenden Ortsnamen lassen sich mit der eigenständigen Sprache der Galicier erklären. Für mich als Laie hört sich Galicisch wie eine gelungene, wohlklingende Mischung aus Spanisch und Portugiesisch an. Ab A Rua sollte es zunächst ein Stück auf der OU-533 und von dort dann gleich auf die OU-636. „Leider“ verpassten wir den Abzweig auf die letztgenannte Strecke. Das lag wohl daran, dass die OU-533 schnelle Kurven mit bestem Asphalt bot (Video 2).
Bis wir bemerkten, dass wir uns verfahren hatten, befanden wir uns bereits ca. 20 Kilometer bei einer Pause am Alto de Covelo, einem Pass auf ca. 1000 Meter Höhe. Leider hätte uns die Strecke zu weit in den Süden und damit zu weit von unserer geplanten Tour, die ja an dem Tag noch ein Stück durch Portugal gehen sollte, weggeführt. Der Ausblick, den wir von der Passhöhe hatten, war vielversprechend. Also mussten wir die irrtümlich gefahrene Strecke zurück. „So ein Mist! Jetzt durften wir das Kurventeil auch noch zurück fahren!“. Schließlich befanden wir uns dann doch wieder in der Spur, der OU-636. Was uns dort auf knapp über 42 Kilometern an Kurven, Kippeffekten und Asphalt geboten wurde führte bei uns allen zu fassungslosem Staunen und breitem Grinsen. Es kann doch nicht sein, dass die hier fast am Ende von Europa so ein Brett hinlegen! Das Ding war dermaßen arg, dass sich kurzfristig Peters Karpaltunnelsyndrom verschlechterte (Video 3).
Ohne dass wir es richtig bemerkt hatten, für Ablenkung war ja gesorgt worden, hatte sich zusehends das Wetter verschlechtert. Auf der weiteren Strecke Richtung Ourense fing es dermaßen zu regnen an, dass bei der Durchfahrung der Wolkenbänke, eine Sichtweite von kaum über 10 Metern gegeben war. Dies veränderte sich bis Ourense nicht. Bei einem kurzen Tankstopp vor Ourense beschlossen wir unser Vorhaben ein Stück Portugal mitzunehmen aufzugeben und stattdessen ab Ourense über die Autobahn zu unserem Zielort Baiona zu fahren. Es war abzusehen, dass das Wetter in Portugal nicht wesentlich besser sein würde. Somit war leider der „Länderpunkt“ Portugal für die anderen dahin. Ab dem genannten Regenbeginn sollte es an diesem Tag nur einmal regnen, dauerhaft. Zu unserem Unglück wurde die Fahrt von Ourense nach Vigo auf der A-52 durch eine Baustelle bei A Cañiza unterbrochen, sodass wir bei strömenden Regen bis zur nächsten Auffahrt bei Ponteareas auf der N-120 weiterfahren mussten. Hier fanden wir eine ähnliche Situation vor, wie ich sie bereits bei den Wolkenbänken beschrieben hatte.
Mit Martin war ausgemacht, dass er ab dem erneuten Einfahren in die Autobahn die Führung übernehmen sollte um uns mit dem Navi direkt zu unserem Hotel in Baiona zu führen. Allerdings hatte das Navi, ohne Absprache mit uns noch eine kleine Nebenstreckentour für uns vorbereitet. Als von Abbiegen zu Abbiegen die Farne immer höher, die Wege immer schmäler und die Wälder immer dichter wurden, waren wir längst stutzig geworden, weil wir schon von sogenannten Killernavis gehört hatten, die ihre Besitzer auf dem schnellsten oder kürzesten Weg nach Hause führen wollten (um die Ecke bringen wollten) und die Lotsung dann in einer Schlucht oder einem See oder Fluss endete. Was natürlich dann das Ankommen des Gelotsten final verhinderte. Da hatten wir noch Glück: Wir wissen es nicht genau, aber irgendwann fanden wir uns mitten in der Zivilisation von Gondomar wieder. Von dort war es nur ein kurzer Weg bis zu unserem Unterkunft in Baiona, welches uns bei dem Gedanken an die Navigation wie ein Metropole vorkam.
Überglücklich ob des überlebten Naviausfluges, genehmigten wir uns erstmal ein Estrella Galicia, damit wir wieder etwas Wärme in unsere ausgekühlten Knochen bekamen. Das Hotel Arce ein superschönes Hotel mit sehr geschmackvoll eingerichteten Zimmern. Ein Blick auf die schöne Homepage kratzt da nur an der Oberfläche.
Der überaus freundliche Besitzer, Robert, ein Engländer, gebürtig in Deutschland führt dieses Hotel mit seiner spanischen Frau, die er wiederum in England kennengelernt hatte, weil dort geboren.
Natürlich sind wir an dem Abend im Regen noch auf einen kleinen Spaziergang ans Meer bis zum Hafen von Baiona gegangen. Dort haben wir den Tag dann „artgerecht“ in einer Bikerkneippe ausklingen lassen.
6. Tourentag, Mittwoch, 09.06.10
von Baiona nach Lugo ‚Cabo Finisterre’
Laut Wetterbericht hatte es sich in ganz Nordspanien eingeregnet. Aber Jammern half nix, wir wollten heute bis zum Cabo Finisterreund anschließend bis nach Lugo kommen. Es regnete bereits bei unserer Abfahrt in Baiona.
Gemäß Planung war hierfür vorgesehen die ersten knapp 100 Kilometer auf der Autobahn AG-57/AP-9 über Vigo und Pontevedra hinaus bis mindestens Padrón zu fahren. Die Strecke bis auf die beiden Überquerungen der Rias von Vigo und Pontevedra eher unspektakulär. Allerdings hatte man von den über den „Fjord“ gespannten Brücken zum einen phantastischen Blick auf das offene Meer und die Küste, als auch auf die Anlagen, wie z.B. die Muschelbänke. Wasser von oben hielt sich noch einigermaßen im Rahmen. Ab Padron verließen wir dann die Autobahn und nahmen über die AC-301 ein Stück weit die Richtung nach Noya. Diese AC-301 befand sich allerdings in keinem Zustand, sodass wir bei nächster Gelegenheit versuchten auf die N-543 zu gelangen. Hier flutschte es bis zur Abzweigung AC-543 ziemlich gut. Bis nach Outes sollte es dann auf der AC-550 weitergehen. Eine detailliertere Beschreibung unserer weiteren Route an der Küste entlang über die AC-550 über Muros, Carnota und Ézora bis nach Cee erspar ich mir hier.
Die Strecke insgesamt hatte ich aus 2004 anders in Erinnerung. An ein zügiges Fortkommen war wegen der Bebauung und der damit verbundenen Geschwindigkeitsbeschränkungen nicht möglich. Die schönen Küstenausblicke verbesserten da den Gemütszustand nur gelegentlich
und so spulten wir diesen Teil der Strecke eher trancemäßig ab. Schließlich kamen wir dann noch am Cabo Finisterre an. Auch dort hatte sich seit Martin und meinem letzten Besuch einiges verändert.Scharen von Pilgern wanderten zum vermeintlichen Ende des Jakobsweges. Ein direktes Vorfahren zum Leuchtturm war nicht mehr möglich.
Es hatte einige Umbauten gegeben. Trotzdem hat der Ort nichts von seiner Mystik verloren...
Speziell der Blick aufs offene Meer und entlang der Costa da Morte (Todesküste) war ein Magnet. Der Wendepunkt unserer Tour wurde natürlich ausgiebig in allen Varianten fotografiert. Ein deutsches Paar konnten wir dazu überreden von uns ein Gruppenfoto zu machen.
Wir verließen das Cabo (Video 2) den Hunger, war der Einzeller der sich jetzt meldete und so kamen wir im Hafen von Corcubión zu unserem wohlverdienten und reichhaltigen Mittagessen. Robert, Wolfi und Peter machten auch gleich ihren Angelschein. Für die Fischplatte für 3 Personen die sie dort vorgesetzt bekamen hatten vorher unzählige Fischer ihr Leben an der Costa da Morte aufs Spiel setzen müssen. Man konnte richtig zusehen, wie sich zentimeterweise die T-Shirts im Bauchbereich spannten, was bei Robert ein Problem darstellt. Café con Leche war wieder mal Pflicht, aber dann sollte es gegen 15.00 Uhr doch irgendwann einmal wieder weitergehen, man wollte schließlich noch nach Lugo.
Nach dem Tanken in Cee sollte uns Martins Navi wieder mal den schnellsten und direkten Weg dorthin weisen. Dies führte kurzfristig zu Verwirrung in einem kleinen galicischen Dorf. Das Navi hatte dort unerwartet unseren Besuch geplant. Irgendwie hätte man den Eindruck bekommen können, dass hier seit Jahrzehnten niemand mehr zu Besuch gekommen war, so wie die Menschen aus den Häusern „strömten“. Nee, is nur Spaß. Tatsächlich ging unsere weitere Tour über die neue AC-546 Negreira nach Santiago de Compostela. Dort fing es wieder heftigst zu regnen an und das sollte auch bis nach Lugo, über die A-54/N-547 bis Guntin und dann über die N-540 so bleiben. An dem Tag waren wir richtig froh, im Gran Hotel Spa Lugo angekommen sein.
7. Tourentag, Donnerstag, 10.06.10
von Lugo nach Oviedo
Wieder hatte es nachts heftig geregnet. Der Regen in dem wir gestern angekommen waren, hatte sich endgültig festgesetzt. Wir wollten heute über einen Teil des westlichen Kantabrischen Gebirges ein paar Touren in Asturien bis zur Atlantikküste und dann mit dem Zielpunkt Oviedo fahren. In starkem Regen kamen wir im Blindflug auf der LU-530 bis kurz hinter Fonsagrada. Unmittelbar vorher hatte die Gruppe bergaufwärts einen Sattelauflieger überholt. Was wäre wenn wir wegen des Dauerregens bergabwärts langsamer als der Lkw wären und das bei einer geringen Sichtweite? Eine kurze Besprechung führte zur Entscheidung die Tour in diese Richtung abzubrechen und den sichereren Weg über die Autobahn A6 zu wählen. Immer wieder regnete es auf dem Abschnitt bis Astorga heftigst. Ab Astorga wechselten wir auf die N-120 bis kurz vor León. Dort ging es dann für uns wieder auf der Autobahn AP-66 nach Oviedo. Kaum dass wir die Grenze zur Region Asturien überschritten hatten, fing es wieder heftigst zu regnen an. Diesmal hatte uns das Wetter einen richtig dicken Strich durch die Rechnung gemacht, sodass es von diesem Tag auch wenig Foto- oder Videomaterial gibt.
Über den "erfreuten" Empfang in der Hotellobby als 8 tropfnasse Biker ihr Gepäck abstellten, lasse ich mich mal nicht genauer aus, aber Freundlichkeit sieht anders aus.
Trotz des starken Regens machten wir das Beste aus unserem restlichen Tag und besuchten die schöne Altstadt von Oviedo, die von unserem Hotel nur einen kurzen Weg entfernt war.
Ein Blick ins Internet zum Abklären der weiteren Wetterentwicklung sollte bei uns lange Gesichter hervorrufen...
...und zur Entscheidung führen, die morgige Tour schnellstmöglich bis in die baskischen Pyrenäen zu fahren, weil sich dort für die nächsten Tage eine Wetterbesserung abzeichnete.
8. Tourentag, Freitag, 11.06.10
von Oviedo nach Irún ‚Flucht vor dem Regen’
Eigentlich wäre für heute die Tour durch die asturianischen und kantabrischen Bergsstrecken geplant werden. Der Wetterbericht sagt jedoch für ganz Nordspanien heftige Regenfälle voraus.
„Allein ein kleines Dorf in den baskischen Pyrenäen wollte sich der Sintflut nicht ergeben“
Die Recherche ergab für den genannten Bereich ein wenig Hoffnung auf feuchtigkeitsfreies Gummilassen in diversen Kurven. Also schnell dorthin. Schnellste Möglichkeit in die Pyrenäen zu kommen? Na klar, Autobahn. Dafür sollten von Oviedo über Santander bis Irún die A-66/A-8/AP-8 herhalten. 2004 gabs zwischen Oviedo und Santander auf der A-8 eine größere Lücke. Diese hatte sich inzwischen sehr auf ca. 10 Kilometer verkleinert. Die Autobahnen an der spanischen Atlantikküste sind die kurvenreichsten die ich kenne. Allerdings machte die Fahrt bei starkem Regen auch da keinen wirklichen Spass, zumal man rechts immer wieder freies Sichtfeld in die asturianisch/kantabrischen Ausläufer der Picos de Europa hatte und man ahnen konnte was dort fahrtechnisch möglich gewesen wäre.
In Castro-Urdiales entschlossen wir uns Mittag zu machen und fanden ein gutes Restaurant in unmittelbarer Nähe zum Strand. Elmar lief sogleich zum „El Mar“ (zum Meer).
Nach dem ausgiebigen Mittagessen spulten wir die restlichen Kilometer vorbei an Bilbao und San Sebastian bis Irún routinemäßig ab. Im Hotel Ibis fand sich schnell eine Unterkunft. Inzwischen hatte es auch aufgehört zu regnen.
Ich habe noch nie eine Truppe so schnell ihr Gepäck abladen, Zimmer beziehen und Auftanken gesehen um eine Feierabendtour im Trockenen zu fahren. Dementsprechend aufgeregt gestaltete sich auch die Anfahrt zur Strecke, die ich ausgesucht hatte. Es kam dem Begriff „Fliegen die um die … kreisen“ schon sehr nah.
Die gewählte Strecke führte uns von Irùn über die NA-121A nach Bera/Vera de Bidasoa von dort über die spanische NA-4410/französische D 406 bis Sare und da unmittelbar am Einstieg zum heiligen Berg der Basken „la Rhune“ vorbei (Video 1 + 2). Eigentlich wollten wir von da weiter über die D4 nach Dancharia und dann zurück über die spanische Grenze auf die NA-121B und von dort dann weiter wieder zurück über die NA-121A nach Irún. In Sare fuhren wir dann allerdings auf die D306 die ab dem Grenzübertritt wieder zur spanischen NA-4400 wurde und zwar über Etxalar zurück zur NA-121A. Da wir noch nicht genug hatten, zogen wir wieder ein Stück auf der NA-121A bis Sunbilla in Richtung Pamplona. Von Sunbilla aus fuhren wir direkt wieder in unser Hotel in Irún. Kurz vor unserem Eintreffen dort, setzte wieder der Regen ein.
Der kurze Kurvenausflug am Ende dieses Tages befriedigte eher weniger unsere Gier nach trockenen Kurven, als dass er die Sucht danach erhöhte.
9. Tourentag, Samstag, 12.06.10
von Irún nach Jaca
Wieder ein Tag, den wir mit Regen begannen. Wie bei unserer Feierabendrunde vom Vorabend nahmen wir über Bera/Vera de Bidasoa bis Sare die gleiche Strecke. Dann ging es für uns weiter, immer entlang der französisch/spanischen Grenze in den Pyrenäen. Bei mehr oder weniger Regen passierten wir Ainhoa, Espelette, Saint-Jean-Pied-de-Port, Larceveau-Arros-Cibits, Mauléon-Licharre und schließlich Arrette (wer das alles fehlerfrei aussprechen kann, soll sich bei mir melden). Immer wieder mussten wir die Strecke mit Radfahrern teilen. Bei Auftreffen auf die N-137 plötzlich kein Regen. Ab hier waren es bis zu unserem Gran Hotel in Jaca noch knappe 75 Kilometer. Bis zum Abzweig zum Somport-Pass (Col du Somport/Puerto de Somport) war dann noch mal freies „Cruisen“ angesagt. Super, was die Franzmänner für eine Asphaltdecke aufgelegt hatten.
Wir entschieden uns nach einer kurzen Pause dann für die Überquerung des Puerto de Somport (franz. N-137/span. N-330), was sich im Nachhinein nicht als Fehler herausstellte. Verkehrsfreies Fahren mit phantastischen Ausblicken bei trockener Straße, wo gab es das die letzten beiden Tage schon (Video 1). Unsere Entscheidung „in die Sonne“ zu fahren, stellte sich da als goldrichtig heraus. Bis zum stillgelegten Bahnhof von Canfranc (Canfranc Estacíon) passte das Wetter auch noch...
...aber dann sollten wir bis Jaca noch mal eine richtige Dusche bekommen, was sich schon abgezeichnet hatte. Jedenfalls waren wir am frühen Nachmittag bereits ausgehfertig für das Mittagsmenu. Als es dann doch noch mal unerwartet aufriß, packte den „Koffer“ der Kurvenkoller. Keine Ahnung wo genau er die Zeit bis zum abendlichen Spaziergang durch Jaca verbracht hat.
Irgendwelche Kurven wird er schon „durchgelegen“ haben. Den einen oder anderen sah man eh erst wieder am nächsten Morgen am Frühstückstisch.
Endlich! „Wir haben alles richtig gemacht!“ Der Wettergott war uns an dem Morgen als wir Jaca verlassen wollten, äußerst wohl gesonnen und dabei liegt die Betonung eindeutig auf "gesonnen". Das passende Wetter zur Geburtstagstour für unser Geburtstagkind, unserem jüngsten Teammitglied Peter, „Il Tornante“. Seinen Spitznamen „Il Tornante“ (Bezeichnung für die Spitzkehren in Italien) hatte er sich damals bei unserer Jahresabschlußtour 2009 "Gardassee 2009", im letzten September, redlich erworben. Wegen mangelnder Technik und Erfahrung, tat er sich anfangs schwer die sog. Tornanti technikmäßig richtig zu bewältigen, weshalb er sie verteufelte und regelmäßig seinen Unmut über sie kundtat. So schnell kann man sein Prädikat wegbekommen. Schublade auf, und schon kommst du nicht mehr raus!
Jedenfalls kein Vergleich zu seinem derzeitigen Fahrstil, so hat er sich bis zum heutigen Tag nahtlos in unsere Gruppe integrieren können und ist inzwischen auf dem Weg zu neuen fahrtechnischen Ufern. Wir werden feststellen, wo ihn dieser Weg hinführt.
Aber zurück zur Tour. Sie war eine Mischung aus bereits bekannten Touren. Nach den vielen Unbekannten der letzten Tage, tat es gut, wieder mal "back to the routes" gehen zu können.
Zunächst ging es in Richtung Osten, erstes Ziel Biescas, unser Einstieg in kurvige Gefilde, über die schnellen N-240, N-330 und N-260. Die Befahrung der Pyrenäen in eine bestimmte Richtung zu bestimmten Tageszeiten ist manchmal nicht unproblematisch. Man erinnere sich: die Sonne geht im Osten auf…auch diesmal zerfielen wir nicht zu Staub, ob ihres blanken Anblickes. Deshalb in Biescas kurzer Tankstopp und dann weiter auf der N-260. Damit unsere Supersportlerinnen nicht Milch gaben, freies Fahren bis Boltana.
Über den Coll de Cotefablo...
...knappe 60 Kilometer reines Fahrvergnügen. Aber wir erinnerten uns an 2008 die letzten Kilometer vor Boltana wurden unsere „Gesäßlappen“ wegen der arg holprigen Piste noch mal auf eine harte Rüttelprobe gestellt, dass danach kein Platz mehr für die „Weihnachtskirschen“ war. Heuer…weg! Also mit „weg“ meine ich nicht, dass da keine Strasse mehr war, sondern „weg“ meint nagelneuer, astreiner Asphalt mit kleinen und engsten Kurven. Und hier kam dann das zweite „Jaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!“ des Tages.
Also die N-260 ist jetzt von Biescas bis Boltaña sauber kurvenmäßig durchzureisen. Und dann gibt’s da noch diese zwei weitgezogenen, nicht enden wollenden Rechtskurven unmittelbar vor Boltaña. Fahrbare Geschwindigkeit?...Themenwechsel: Café con Leche in Hotel DosRios in Ainsa. Erneuter Kontakt zur Guardia Civil, wegen unstatthaftem Parken am Hotel. Wir lernen es scheinbar nicht. Aber irgendwie hatte man den Eindruck, die Jungs haben gewusst, dass wir wieder kommen und nur auf uns gewartet. Thomas hat mal den „Toro loco“ aus der "verbotsbewehrten Zone" geschoben und wär ihm wegen des unerwarteten Gewichts fast unter die Hörner gekommen. Er wunderte sich, wie man so einen „Eisenhaufen“ insgesamt überhaupt bewegen könne. Jetzt können wir ahnen, wo der Gegenbegriff „Joghurtbecher“ herstammen könnte. Man sollte den „Eisenhaufen“ jedoch nicht unterschätzen: Wenn er einmal rollt, dann…
Wir sind wieder bei der natürlichen, linearen Bewegungsrichtung unserer kreisförmigen Silikatmischungen auf dem mehr oder weniger natürlichen Bindemittel aus Bitumen und Gesteinskörnungen, auch Aspahlt genannt, welches in bestimmten „Schwingungvariablen“ verläuft. Die Kombinationen sollten uns weiter auf der bekannten N-260 führen bis wir dem Ganzen in Sort, wegen einer momentanen Kurven- und Geschwindigkeitsermüdung, Einhalt geboten. Dazwischen meine obligatorische persönliche nicht endende Geschichte, die ich mit den Colls de Fadas und Espina laufen habe. Wie in den Jahren 2004,…gähn…, Regen, aber diesmal nur auf dem Coll de Espina. Also alles im grünen Bereich. In Sort gabs bei der Pause die gleichen Fressflöten wie in Boñar. Ihr erinnert euch?!
Und dann kam was kommen musste. Möglichkeit zur „Prügelorgie“, welche von uns auch ausgiebig genutzt wurde, von Sort nach Adrall über den Coll del Canto. Aufpassen, dass einem in den Kurven kein Ei aus der Hose fällt!
Weil da nämlich der ganze Kerl noch dranhängt und hinterfliegt. Bei der obligatorischen Pause am Coll del Canto, bemerkte irgendjemand: „Landschaft? Welche Landschaft? Ach so, ich glaub ich muss hierher dann doch mal mit dem Blechdose fahren.“
"Eiliger Hoden, Highlander!"
Zeitsprung
Mit Erreichen von Adrall war die Tour eigentlich beendet. Kurze Einkaufsorgie in der Punt del Trobad und dann der „Einmarsch der Gladiatoren“ bei unserem Wirt in Hotel Parc d'Os mit dem obligatorischen, seichten, spanischen Gerstensaft vom Heiligen Michael (San Miguel). Für die Abendfestivität Geburtstagsfeier kultivierten wir uns und schließlich fand ja auch noch das WM-Spiel Deutschland-Australien, welches wir bei unserer kulinarischen Orgie verfolgen konnten, statt.
An dem Tag wechselte unsere einfach gestrickte Gehirnzelle nahtlos von der Fahrgeilen-Kurven-Amöbe zur Gröllender-Fußballfan-Amöbe und das mit einem minimalen energetischem Aufwand bis zum Abfall in einen todesähnlichen Schlafmodus.
11. Tourentag, Montag, 14.06.10
von Os de Civis nach Girona ‚letzter Tourentag Nordspanien 2010’
Zeitiger Aufbruch war notwendig. Zwar war die Tour mit knapp 230 km eine der kürzeren, jedoch war dies der Rückflugtag für Elmar, Peter und Thomas, und so wollten wir rechtzeitig zum Last-Check-In am Flughafen in Girona sein. Schließlich sollten die 3 Motorräder der genannten Weicheier* vorher wieder mit der Spedition ETM Motorrad Transporte für ihren Rücktransport nach Nürnberg verladen werden.
Kurz nach dem Zahlen der Zeche, wir waren eigentlich schon fast aus der Tür des Hotel Parc d'Os, als vom Wirt plötzlich die „Fangfrage“, besser der Befehl gestellt wurde: „Wann kommt ihr nächstes Jahr wieder?!“ Hierzu hatte er sich feldherrengleich (Hände in die Hüften gestemmt) in den Eingangsbereich gestellt.
Diese Frage nagelt dich, hypnotisiert dich, macht dir die Knie weich, dir rutscht was aus der Hose, weil sie inzwischen mit soviel starken Erinnerungen verbunden ist. Sie reist dich quasi nach hinten in die Erinnerung und nach vorne in Richtung neuer Touren
Ein Wechselbad der Gefühle und der Sehnsüchte.
Die „Anforderung“ vom Wirt bleibt zunächst im Raum stehen. Schluss mit der Gefühlsdusselei, sonst hab ich fürs Fazit nix mehr übrig. und deshalb her mit den harten Fakten:
a) Günstigsprittanken in Andorra, um ihn in der teuren EU zu verheizen, war gestern. Also kein Zeitverzug.
b) N-145 von Andorra nach La Seu d’Urgell, N-260 von La Seu d’Urgell nach Puigcerda, Fahrzeit eine knappe Stunde
c) N-152 von Puigcerda über Ribes de Freser und dem Coll de Toses bis nach Ripoll, Fahrzeit eine weitere knappe Stunde. Knallharte 56,6 Kurvenkilometer bei mittleren Bedingungen (Straße war nass).
d) Ab Ripoll bis kurz vor Vic, die noch nicht ganz zur zweispurigen Schnellstrasse ausgebauten C-17, durch zähen Baustellenverkehr runtergespult.
e) Ab Vic die C-25, die in unmittelbarer Nähe des Flughafens Girona endet. Grausam zu fahren aber landschaftlich der Wahnsinn.
f) 13.00 Uhr (ausgemachter Treffpunkt mit Dieter Reimer „ETM Motorrad Transporte“) Punktlandung am Flughafen Girona auch für ETM Motorrad Transporte.
g) Aufladen der „Weicheiermaschinen“* bis ca. 14.30 Uhr. Währenddessen sind der „Koffer“, der „Cubo“ und „El Hombre…“ zum Reifenhändler „Pneumàtics Perelló“ unterwegs, um sich die „runden Beschleunigungsstahlträger“ mit neuen Gummischuhen beim Reifenhändler für den anderen „Rücktransport“ nach Hause durch Frankreich neu behufen zu lassen.
h) Druck auf die Tränendrüse: dicke Umarmungsszenen bei der Verabschiedung von Elmar, Peter und Thomas am Flughafen von Girona.
Das Team Nordspanien 2010 löst sich (nicht endgültig*) auf und geht unmittelbar über in das…
…Team Tarn/Ardèche 2010, bestehend aus „La Maleta“, „El Cubo…“, „El Hombre…“, „Don Maddin“ und mir.
Martin und ich fuhren die knapp 10 Kilometer vom Flughafen Girona bis zum Reifenhändler ohne die Maut zu bezahlen (Carretera) und ohne, dass Martins AfricaTwin wieder zu spacken anfing.
Zwischenzeitlich war die Reifenwechselaktion für Markus und Wolfi noch nicht mal angefangen. Heilige Siesta in Spanien! Das hatten wir, bei all den „regionalen Differenzen“ vergessen, die in diesem Land, der scheinbar so „unvereinbaren“ Kulturen, in dem die „Kopfgrenzen“ mit Carajillo, Café con Leche und anderen Gemeinsamkeiten, sowie der oben angesprochenen typisch, spanischen Siesta, für uns „Teilzeitspanienkenner“ stark verschwimmen. So warteten wir bis die, auch dem Katalanen, heilige Siesta herum war und innerhalb einer weiteren halben Stunden hatten sowohl Wolfi einen neuen Metzeler, als auch Markus seinen vor knapp 10 Tagen mitgebrachten Michelin auf die „Hinterhufe“ verpasst bekommen.
Wir waren froh, dass Markus sein Chef-OK nach der Reifenwechselaktion gab, indem er die Arbeit der Werkstatt hoch lobte. Wenn sich einer auskennt, dann er. Wir erinnern uns an eine ähnliche Aktion an einem Sonntag 2006 in Andorra, mit einer völlig anderen Reaktion von Markus.
Nach dem Reifenwechsel gabs vom Werkstatt-Chef noch Aufkleber und T-Shirts als Zugabe. Auch insofern sprechen wir unsere Empfehlung aus, weil hier vom Preis-Leistungsverhältnis das Gesamtpaket passte und wir deshalb unbeschwert in die Rückfahrtsaktion starten konnten.
Schnellster Weg zur vorab gebuchten Casa Holly. Ich will nicht sagen, dass man uns dort sehnsüchtig erwartete, aber es war trotz der Kürze ein sehr gelungener Abend. Markus hatte im Chef Holly einen, wenn auch kurzweiligen Freund gefunden. Insgesamt muss man die Gastgeberqualitäten von Holly loben. Mindestens mit seiner Jägermeistermaschine und mit der Bandbreite seiner „Begrüßungscocktails“ wusste er uns zu überzeugen.
Allerdings reichte an dem Abend seine Überzeugungskraft nicht aus, um uns noch ein wenig in seiner gastlichen Herberge zu halten, was wir selbst schade fanden.
Hollys, Danke für den schönen Abend mit dem leckeren Abendessen in dem „familiären“ Umfeld!
Wenn es uns möglich ist, kommen wir wieder.
Aber wir brauchten dringend Schlaf und am nächsten Morgen eine baldige Abreise….
Fazit Nordspanien 2010
Ein Traum ist wahr geworden. Anders, freilich als geplant. Auf dem Moped nimmst du das mit, was du kriegst. Im Extremfall halt das Wetter. Als unser neunter "Mann", hätte es diesmal gewaltig auf die Stimmung schlagen können, weil es maßgeblich an der Tourplanung beteiligt war. Trotzdem hatten wir richtig Spass. Und da zeigt sich wieder einmal, wie wertvoll ein passendes Team ist. Wir sind bis ans „Cabo“, dem Wendepunkt der Tour gefahren. Wir waren dort, ganz weit draußen, im Westen Europas. Genau das, was wir uns vorgenommen hatten. Die Flexibilität des Teams hat allem (vorallem dem Wetter) standgehalten. Das Team hat funktioniert. Jeder auf seine Weise.
Leicht ist es nicht jeden Tag das Quartier zu wechseln, aber manchmal sinnvoll: Die "Intensität" unserer Morgentoilette muß wohl eine Spur der Vernichtung durch Nordspanien hinterlassen haben. Hier der passende Spruch, nach "Betätigung des Abzugs":
"Ihr müßt alle sterben . . . später"
*Thema Weicheier: Manchmal ist es einfach cleverer aufzuhören, wenn der Kragen voll hat. Unsere sogenannten Weicheier haben scheinbar noch den Blick dafür frei, wann gut ist. Auch ein Vorteil von Neulingen wie Peter und Elmar. Sie sind nicht „tourenblind“ und wollen alles fahren, auf Teufel komm raus.
Dieses Erkenntnis wird Auswirkung auf zukünftige Touren haben: Es wird nur eine geplante Tour geben. Zusammen hin und zusammen zurück. Kein „jetzt nehmen wir auf dem Rückweg noch…Wladiwostock…mit“
Aber trotzdem ein Versprechen, weil wir wegen dem Wetter nicht alles fahren konnten, insbesondere Asturien und Kantabrien nicht.
España verde, grünes Spanien. Nach unserer Tour bekommt der Begriff eine ganz andere Bedeutung.
Richtig Grün ist es nur da, wo es viel regnet. Regen hatten wir genug.
Von der grünen Seite Spaniens hingegen nicht!
in diesem Sinne:
"Keep on Rockin'"
...und ganz zum Schluß wieder zu den nüchternen Fakten und ein wenig Statistik:
Tourenteilnehmer/Viajeros/Compagnons de vojages/Passengers:
Robert M. ("La Maleta")
Markus D. ("El Cubo de Cerdos")
Martin R. ("Don Maddin")
Wolfgang P. ("El Hombre...")
Tourenbericht Tarn/Ardèche 2010
Montag, 14.06.10
Unsere Übernachtung an dem Tag war weit vorab mit der Casa-Holly geklärt worden.Allein den „Reifenkit“ hatten wir bei unseren Supersportlern noch zu wechseln.Dies geschah am Nachmittag professionell bei „Pneumàtics Perelló“.
Die anderen (Elmar, Peter und Thomas) waren „abgegeben“ und wie ich nach einem kurzen Telefonat am Abend erfahren hatte, bereits munter zurückgekommen.
Nachdem man sich vergewissert hatte, dass das Wetter in Südfrankreich kaum besser war, als dass was wir die letzten Tage in Nordspanien bekommen hatten, traf man die Entscheidung am nächsten Morgen zeitig die Heimreise über Tarn und Ardèche anzutreten. Auch gutes Zureden von Holly (wenns Wetter gepasst hätte, dann wären wir sicherlich weich geworden) prallte an uns ab.
Dienstag, 15.06.10
An diesem Tag sollten „nur“ wegen den Unwettern in Südfrankreich über 20 Menschen sterben.
Allein daran lässt sich bemessen wie unbedeutend unser Schicksal angesichts des Wetters war, weil wir unsere Touren nicht so fahren konnten, wie wir uns das halt mal gerade so vorgestellt hatten und wie viel Glück wir zudem hatten, weil wir inzwischen alle unversehrt zu unseren Lieben nach Hause zurück kehren konnten.
Für uns war um 08.00 Uhr Abfahrt Casa-Holly als Devise ausgegeben worden, denn Holly hatte ja noch versucht, uns am Vorabend zum Bleiben zu überreden.
Zunächst bewegten wir uns auf der Autoroute du Soleil (A9) bis kurz hinter Béziers, die uns zum Zubringer auf die A75 Richtung Millau bringen sollte. Die anderen sagten, der Mistralwäre an dem Tag nicht so stark gewesen, als der, den sie 2007 erlebt hatten. Aber mit den Vergleichswerten ist das immer so eine Sache. Bemerkbar war er auf jeden Fall.
Je weiter wir in das Massif Central Richtung Millau vordrangen, desto kälter wurde es. Erst Regen und jetzt Kälte. Sollte es am Ende gar noch andere Niederschläge geben?!
Die Autobahn oder wie man das extrem, kurvige Teerband hier nennen möchte, weist als „Richtgeschwindigkeit“ 120 km/h aus. Kein Gedanke an die „Empfehlung“, und plötzlich tauchte „Sie“ unvermittelt vor uns auf:
Eine technische und vor allem optische Meisterleistung der Baumeister.
Die zog sich „kilometerweit“ (persönliches Empfinden). Bei der eingängigen Betrachtung am anderen Ende findet man das bestätigt. Die entsprechenden „Überquerungskosten“ „rutschten“ da nur so aus dem Portemonnaie (lag wahrscheinlich daran, dass man noch in „Ihrem Bann“ gefangen war).
Hallo! Ich rede hier nicht von den äußerst graziösen, Träume, Sehnsucht weckenden, und phantastischen Vorstellungen des „anderen Geschlechts“. Obwohl es dem wahrscheinlich nahe kommen könnte.
Wir verließen die A 75 in Richtung Millau. Leider war „das Band“ ab Millau entlang des Tarn, wieder derart feucht, dass wir uns aufs Fahren konzentrieren mussten und wir so die grandiose Landschaft, die der Fluss über Äonen gegraben hatte, nicht so richtig genießen konnten. Bei Sainte-Enimie, wo wir Mittag machten, wir hatten den Tarn leider fast schon „hinter uns gebracht“, als ein „kleiner Wetterumschwung“ eine neue Entscheidung zur Weiterfahrt bringen sollte.
Bis nach Alès sollten wir zunächst dann noch fahren. Die Strecke dahin entschädigte wiederum, für die entgangene unbelastete „Tarnbefahrung“, auch weil uns das Wetter diesmal keinen Strich durch die Rechnung machte (ein Hoch! auf das „Mikroklima“). Auf den knapp 60 Kilometern die wir ab kurz hinter Florac bis Alès befuhren, passte wieder mal alles.
Unser nächstes Ziel hieß Mas de Vigneredonne, eine der Übernachtungsmöglichkeiten, die sich immer wieder kehrend in den Empfehlungen des Tourenfahrer zum Anfang eines jeden Jahres finden. Die Örtlichkeit war schnell gefunden, allerdings gabs da, zumindest für uns, keine Übernachtungsmöglichkeit, weil ausgebucht. Aber die Chefin hat uns diese Bikerunterkunft in Grospierres empfohlen.
Kurz bevor wir dort jedoch ankamen, sollte es noch mal heftig zu regnen beginnen. Wir sollten in Grospierres noch mal nach dem Weg fragen.
"Da kannst du noch so in der Pampa unterwegs sein,
irgendwo gibt’s immer eine derbe Chefin, die dir den Weg zeigt!"
Nachdem sich auf mein Klingeln die schwere Tür des burgähnlichen Gebäudes öffnete, fiel ich fast aus meinen durchgeweichten Stiefeln: "Du?! Hier draußen!?" Nee, ganz anders, paßt auf!
Kahl rasiert...am Kopf, dort auch tätowiert und gepierct und dabei ganz in Schwarz gekleidet, stand Sie da, "die schwarze Herrin der Burg", die gotische Jeanne d'Arc der französischen Provinz, ein dunkles Geschöpf einer anderen Zeit oder Dimension. Ich dachte noch
. . . b i t t e n i c h t . . .
...als sich in dem Moment ein Déja-vu einstellt: Pyrenäentour 2006. Ich sitze mit den anderen kurz vor unserer Rückfahrt mit dem DB-Autozug in der Nähe des Bahnhofs von Narbonne in einem Restaurant, um meinen Gaumen noch einmal mit der guten, französischen Küche zu verwöhnen. Entrecote...französisch, bestelle ich, bei einer nett, anzusehenden, jungen Bedienung. Etwas später wird serviert. Mir wird von hinten das halbrohe Teil von einem Stück Fleisch auf einem Teller über die Schulter auf den Tisch gestellt. Gerade als ich was sagen wollte, vernehme ich von hinten ein tiefes, kehliges, gefährliches Knurren: "Bon Appétit!". Die Hoffnung, dass es sich vielleicht doch um das Rotkäppchen von vorhin handelt könnte, wurde herb enttäuscht, als ich meinen Kopf in Richtung der "Artikulation" drehe und mir sofort das Blut bei knapp 30 Grad im Schatten gefriert: Ich sehe zuerst den gestählten Oberkörper aus dem sich die Oberarmmuskulatur aus einem Muscleshirt schält, weil sich die Szene im Sitzen auf meiner Augenhöhe abspielt. Mein Blick erfasst erst jetzt die "Gesamtsituation", um den Rest in Augenschein nehmen zu können, aus dem diese derartigen "Watschnhämmer" erwachsen. Schließlich komme ich beim Gesicht an. Und ich kann euch verraten, da wurde es "nicht wesentlich anders"! Besser hätte es Jim Carey in "Die Maske" nicht hinbringen können. Ein Viech (bayrisch für Vieh) von einer französischen Bodybuilderin mit einer unangemessenen, tiefen Stimme, steht plötzlich in voller "Pracht" neben mir, sodass ich sie auch genau "bewundern" kann. Hab ich bei meiner Bestellung vorhin irgendetwas falsch gemacht, gar "Rotkäppchen" schräg angesprochen, dass jetzt ihre martialisch, ausgestattete "Großmutter" mich zur Rechenschaft ziehen will. Weit gefehlt, es ist die Chefin des Hauses, welche sich "elfengleich" in mein Blickfeld schob, um meine Sinne zu "betören". Sie "vergewisserte" sich während des Mahles auch mehrmals, ob mir alles schmeckt und ich auch brav aufesse. Kein Gedanke daran auch nur ein Krümmelchen auf meinem Tellerchen zurück lassen zu wollen, geschweige denn, die "leckere", hausgemachte Blutsauce zu verschmähen. Die Chefin hatte wohl an dem Morgen vergessen, etwas Kreide anstatt dem Anabolika einzunehmen, um ihr "zartes Stimmchen" zu ölen...vielleicht sollte sie auch ein wenig der rohen Fleischeslust entsagen! Im Nachhinein war ich froh, nicht das Stück Fleisch auf ihrem Teller zu sein...
...aber zurück zur Königin der französischen "LandGotik", die jetzt vor mir steht. Sie starrt mich an, und ich höre mich mit meinem plötzlich noch schlechter gewordenen Französisch etwas von Domaine de la Ribière stammeln. Ich bin mir in dem Moment nicht sicher, ob das flaue Gefühl, das sich ob ihres Anblickes einstellt, aktuell von ihrem hypnotischen Blick stammt oder ob sie mir bereits ihre Zähne in den Hals geschlagen hat. Aus dem Einzeller kroch so langsam pure Angst vor der Ungewissheit, was jetzt kommt hoch und ich spüre wie das archaische Prinzip Flucht die Oberhand gewinnt . . . als sie sich anbot . . . mit ihrem Auto voraus zu fahren, um uns den Weg zu weisen. Meine Nackenhaare hatten sich gerade ein wenig beruhigt und waren dabei, sich in ihre natürliche Position zurück zu begeben, als sie sich einen graziösen Schritt in meine Richtung bewegt, um ihr Auto aus der Garage zu holen. Sie scheint an mir vorbei zu schweben. Plötzlich die "totale Entspannung". Gut, dass in dem Moment nix aus mir "rausgeflogen" ist! Immerhin mussten wir ja noch ein Stück fahren. Heute weis ich nicht mehr, ob jetzt meine Stiefel oder meine Knie weicher waren. Eher ist zu vermuten, dass in diesem Moment bis auf meine Nackenhaare, alles an mir weich und blutleer war.
Kennt ihr das Gefühl, dieses Mal vermeintlich etwas "Schrecklichem" eben noch von der Schippe gesprungen zu sein?! Spinnst du!? Brauch ich solche Begebenheiten?! Und dann ist alles ganz anders, weil es sich nur in deinem Kopfkino abgespielt hat...
Genug der "Pseudoprosa" und zurück zur "Realität", wie sie auch immer aussehen mag...
Jedenfalls hat uns die "Prinzessin der Nacht" gut behandelt, sodass wir dann tatsächlich doch in der Domaine de la Ribière ankamen. Dort bezogen wir schnell unsere Unterkünfte, wo wir dann noch mit dem einem oder anderen "Haustierchen" Bekanntschaft machen, aber ansonsten einen unaufgeregten Abend verbringen durften.
Na dann . . . gute Nacht
Mittwoch, 16.06.2010
Uns hätte etwas gefehlt, wenn wir morgens aus dem Fenster gesehen hätten, ohne festzustellen, dass es geregnet hatte.
Die Recherche vom Vorabend im Internet ergab jedenfalls starke Regenfälle im Bereich der westfranzösischen Voralpen, da wo wir noch fahren wollten. Vielleicht hätten wir zwischenzeitlich dann doch mal in unserem Gepäck nachsehen sollen, ob sich bei einem von uns so ein graues, nebulöses Ding, besser bekannt unter dem Begriff Regenwolke, „eingenistet“ hatte.
Inzwischen ist die Sprache vom Regentanz, den wir mit unserer Metal-Session zu Anfang (04.06.10) unserer Tour veranstaltet hatten und somit zu unserer Situation selbst beigetragen haben könnten. Die Geschichte dieses Tages ist deshalb schnell erzählt. Nach kurzer Fahrt fanden wir den Einstieg in die „Ardèche bei Vallon-Pont-d'Arc. Entlang des Flusses bewegten wir uns ohne Feuchtigkeit von oben, allerdings waren die Straßen nass, bis Saint-Martin-d'Ardèche. Manchmal gab der relativ flache Bewuchs der D290 den fantastischen Blick auf die Landschaft frei, die sich die Ardèche, wie der Tarn, in Jahrmillionen gesucht hatte.
Leider war schon nach knappen 40 Kilometern der Kurvenspass bei Saint-Martin-d'Ardèche zu Ende.
Auf dem Weg weiter nach Pont-Saint-Esprit, machten wir es zunächst auch von der Wetterlage abhängig, ob wir ab dem „Auftreffen“ auf die Autoroute du Soleil noch die westlichen Voralpen mitnehmen würden. Ein Blick voraus versprach nichts Gutes, wir sollten es gut sein lassen.
Und so entschlossen wir, für die restliche Heimfahrt nach Nürnberg die Autobahn zu wählen, was letztendlich die „Kasteiung des Mopedfahrers“ schlechthin bedeutet. Als wir bei Bollène auf das „Schnellband“ fuhren, ahnten wir schon, dass dies das Ende unserer geplanten Tour durchs Westalpenvorland werden sollte. Gorges de la Nesque, Coll de la Machine…ad(i)e(u)…
Ich kann euch jedenfalls eines verraten. Ich war schon einige Male in Richtung nach Hause und umgekehrt, dort unterwegs (nicht nur mit der Maschine). Ich hatte noch nie durchgängig derartigen Regen. Ab kurz vor der Umgehung Lyon bei Vienne bis Karlsruhe starker Regen. Wenn die Pumpe nicht den warmen, roten, vino-tino-ähnlichen Stoff durch meine Gefäße gepumpt hätte, wäre ich sitzenderweise auf dem Bock, innerhalb kürzester Zeit zur „Wasserleiche“ mutiert.
An dem Tag sollten wir knapp über 1.000 Kilometer auf der Flucht vor dem Regen nach Hause fahren. Schön wars nicht, aber grauslig!
Was?! Da regnets auch?!
Den Rest der Geschichte, hätte ich mir fast gespart, wenn da nicht der…
…Fazit…
…obligatorische „Tourausklang“ im Bonny's Diner am Autohof Kammerstein bei Schwabach gewesen wäre.
5 wackere "Seepferdchen" (Wolfi, Maddin, Robert, Maggus und ich) tranken zum Abschluss dort noch den ebenfalls obligatorischen Café. Und damit ließen es wir es dann auch gut sein…