Pyrenäen (Ost) / El Pirineo (Este) / Les Pyrénées (Est) / The Pyrenees (East) 2013
lizenzfreie Musik von Jamendo:
"Vorgeplänkel"
Die Pyrenäen/El Pirineo/Les Pyrénées/The Pyrenees
Grenzgebirge und Motorradtourenparadies zwischen Frankreich und Spanien. Gefühltes, endloses Kurvenfeuer, wenig Verkehr, gute Straßen und unglaubliche Landschaften. In dieser Kombination hatten wir die “Pyris“, wie ich sie inzwischen nenne, aus einigen Touren der letzten Jahre in sehr guter Erinnerung.
Dort, wo auch der Tourenkoller der letzten Jahre seinen Anfang genommen hatte. In seinen Extremen kann die Pyrenäensucht z.B. zu einem "Pyrenäenkratzer" wie 2009 führen. Dessen einziges Ziel es war, einige Kilometer der einzigartigen Kombination die die Pyrenäen bieten, unter die Räder zu “saugen“.
Die „Fahrerei“ dort, "gebar" die Theorie des nimmersatten Fahreinzellers, einer fahr- und kurvengeilen Amöbe, welche nur den Status 'An' oder 'Aus' (Fahren oder Nicht-Fahren - Welch Frage!) kennt. Hier hatte sich der Virus eingenistet, der jeden infizieren muss, der einmal die Pyrenäen unter seine zwei Räder bekommen hat. Jegliche “Anstrengung“, dorthin zu gelangen, erscheint da nur als kleines Hindernis.
Wie einem biologischen Programm folgend, sind die Pyrenäen, als Keimzelle für Touren, systemimmanent vorhanden und wurden so bei anderen Spanientouren bei nur annähernd, passender Gelegenheit eingeplant und gefahren (2007/2009/2010).
Es gab da wohl Äußerungen, nach denen die Pyrenäen tourenmäßig von uns bereits ausgelutscht wären (andersrum würds auch passen). Der eine oder andere hatte gar „die Schnauze voll von den ganzen Kurven“, meinte dann aber doch noch eine Schippe draufpacken zu können. Trotzdem oder gerade deshalb bleibt der Versuch sich ihnen so zu entziehen, wirkungslos.
Wie man es auch versucht zu Drehen und/oder zu Wenden: Wer einmal die Pyrenäen gefahren ist, dessen Kompassnadeln scheinen offenbar auf sie geeicht zu sein und richten sich immer wieder auf sie aus.
Nachdem eine reine Pyrenäentour zuletzt 2008 gefahren worden war, vereinbarten 5 bei der "El Garaje" 2012 (jährliches Wintergrillen) für 2013 dort erneut “zum Angriff zu blasen“.
Die kommende Pyrenäen-Tour wird für den Einen oder Anderen eine Überraschung, weil sie Bekanntes mit Unbekanntem verbindet. Man hätte sich natürlich auch damit zufrieden geben können, bereits gefahrene Touren in einer “Endlosschleife“ nachzufahren.
Aber ein neuer Anlauf mit einigem Abstand schafft neue Anreize und andere Blickwinkel. Es gibt auch im “Einzellermodus“ noch so viel in den Pyris zu entdecken . . .
. . . so lange uns der dunkle Mantel des ewigen Vergessens nicht umarmt . . .
. . . werden wir die Pyris und andere Sierras zu rocken wissen, bis uns die Gesäßlappen wegfliegen . . .
P l a n u n g
(Stand: 23.11.2012)
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von |
nach |
Tourenkilometer |
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Übernachtung |
1. Tag |
Nürnberg |
Pyrenäen |
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Anfahrt |
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2. Tag |
Nürnberg |
Pyrenäen |
110 - 220 km |
Anfahrt/Warm Up 'Schmugglerrouten'
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Os de Civis |
3. Tag |
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ca. 450 km |
Tour Pyrenäen West
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Os de Civis |
4. Tag |
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ca. 430 km |
Tour Vorpyrenäen
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Os de Civis |
5. Tag |
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ca. 430 km |
Tour Pyrenäen Ost
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Os de Civis |
6. Tag |
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Relax/Tour |
Os de Civis |
7. Tag |
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ca. 440 km |
Tour franz. Pyrenäen
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Os de Civis |
8. Tag |
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ca. 400 km |
KlosterTour
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Os de Civis |
9. Tag |
Pyrenäen |
Nürnberg |
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Rückfahrt |
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10. Tag |
Pyrenäen |
Nürnberg |
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Rückfahrt |
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Gesamt: ca. 2300 km |
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Bericht Pyrenäen im MOTORRAD 06/2011
05.01.12: Tourzusage von 4 Mitfahrern (Martin, Wolfi, Thomas, Robert)
22.10.12: erneute und zuverlässige Tourzusage Don (Maddin) und Hombre (Wolfi).
26.10.12: Anmietung eines Fahrzeuges Bikertransit (ein weiteres auf Reserve)
06.11.12: Buchung Hotel
14.11.12 - 01.07.13: notwendige Suche/Anfragen nach viertem Mitfahrer.
31.03.13: Stornierung 2tes Fahrzeug Bikertransit
01.07.13: Knapp 8 Wochen vor Beginn der Tour hat die Suche nach unserem 4ten Mitfahrer ein Ende gefunden: "Boarding completed!"
Rainer wird das Team vervollständigen.
15.08.13: Die Wellings haben wieder mal Hand an den "Toro loco" gelegt und ihm einen Pyrenäenkundendienst verpasst.
30.08.13: neue Reifen und Bremsbeläge montiert von Reifenmobil. Kurze Einfahrtour.
"El Toro loco" ist bereit für die Tour.
06.09.13: Transportfahrzeug bei der Station in Erlangen abgeholt. Das gewohnte, weil unkomplizierte Prozedere.
Beladung Bikertransit . . . abgeschlossen.
Nächstes Mal Mobbed tanken in
A n d o r r a
W i r s i n d u n t e r w e g s !
Stand: 06.09.13
W i r s i n d z u r ü c k !
Stand: 15.09.13
16.09.13: Transportfahrzeug bei der Station Erlangen abgegeben.
Pyrenäen 2013 - die Touren
Infobox:
Pyrenäen / El Pirineo / Les Pyrénées / The Pyrenees 2013
Datum
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Tour |
Tourenkilometer |
Fr., 06.09.13 |
Anfahrt Nürnberg - Belfort
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*(ca. 470 km)* |
Sa., 07.09.13 |
Anfahrt Belfort - Os de Civis
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*(ca. 960 km)* |
So., 08.09.13 |
Land der Katharer
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ca. 425 km |
Mo., 09.09.13 |
Pyrenäen West |
ca. 440 km
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Di., 10.09.13 |
Vorpyrenäen |
ca. 380 km
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Mi., 11.09.13 |
Route des Cols
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ca. 435 km
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Do., 12.09.13 |
Tour 'Montserrat' - Klostertour
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ca. 440 km
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Fr., 13.09.13 |
Pyrenäen Ost
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ca. 410 km
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Sa., 14.09.13 |
Rückfahrt Os de Civis - Port Leucate - Belfort
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*(ca. 995 km)* |
So., 15.09.13 |
Rückfahrt Belfort - Nürnberg
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*(ca. 470 km)*
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7 Übernachtungen in Os de Civis |
Gesamt ohne *: ca. 2540 km |
Tourenteilnehmer/Viajeros/Compagnons de vojage/Passengers:
" . . . b u e e e n o . . . "
v.l.n.r.: Hoss1 (Maddin), Adam (Rainer), Hoss2 (Kalle), Little Joe (Wolfi)
Fotos Pyrenäen 2013
Videos Pyrenäen 2013
Tourenbericht Pyrenäen 2013
". . . wir werden die Pyris und andere Sierras zu rocken wissen . . ."
Aus den vergangenen Jahren (2006/2008) in denen wir reine Pyrenäentouren gefahren waren, hatten wir leider nur noch vage Vorstellungen davon was eine Woche reines Motorradfahren im Grenzgebirge zwischen Spanien und Frankreich bedeuten könnte. Insofern konnten wir vor der Tour nur ahnen, was uns erwarten würde.
Bei der Planung der Einzeltouren an sich, griff ich auf die uns bereits bekannten Strecken zurück. Kombiniert mit einigen, neuen "Überraschungsmomenten" entstanden daraus Touren, bei denen man nicht Gefahr laufen sollte, dass einerseits der Gähneffekt zu groß werden, und andererseits bei den unbekannten, neuen Strecken nicht zu viel schlechtes Asphalt-/Kurven-/Landschaftsmaterial dabei sein würde. Im Nachhinein betrachtet hat sich ein Blick ins einschlägige Kartenmaterial und in GoogleEarth/-Maps wirklich gelohnt. Natürlich war es diesmal auch wieder so, dass Einiges aus Zeitmangel oder aus anderen Gründen nicht gefahren werden konnte.
In Sachen Anfahrt/Rückfahrt und Unterkunft sollte es keine Experimente geben, zumal uns bei den vergangenen beiden Touren (Andalusien 2011/Zentralspanien 2012) das Angebot der Firma Bikertransit sehr zusagte. Auch dieses Mal sollten wir von deren gewohnt guten "Auftritt" profitieren. Die seit Jahren für die Pyrenäentouren erprobte Unterkunft Hotel Parc d'Os in Os de Civis hat uns das geboten, was wir für eine Woche gewohnt und gebraucht haben, und das zu einem vernünftigen/anständigen Preis. Insofern gibts auch weiter für beide unsere Empfehlung.
Zur diesjährigen Tour gab es wieder eine veränderte Teamzusammenstellung. Rainer war zu uns gestoßen und nach einigen gemeinsamen Touren im Fränkischen und diversen "Kennenlerngelegenheiten" stellte man fest, dass man es miteinander "wagen" sollte.
1./2. Tag, Freitag/Samstag, 06./07.09.2013
Anfahrt Nürnberg – Os de Civis
Nachdem die Übergabe/Abholung des Transportfahrzeugs und dessen Beladung reibungslos geklappt hatten
konnten wir am 06.09.13 bereits gegen 20.30 Uhr in Richtung Pyrenäen starten.
Die etwas mehr als 1400 km Anfahrt schafften wir in 16 Stunden, wobei die letzten 170 km von Perpignan nach Os de Civis viel Zeit in Anspruch nahmen. Bei der Ankunft in Os de Civis am 07.09.13 gegen Mittag regnete es in Strömen
und wir hatten vorher bei der Auffahrt zum Ort zudem festgestellt, dass ausgerechnet an diesem Tag eine Teiletappe der Spanienrundfahrt (La Vuelta) auf der andorranischen Seite der Verbindungsstraße Sant Julia de Loria - Os de Civis enden sollte. Die Strecke war also an dem Tag, wegen des Zieleinlaufes der teilnehmenden "Profiradfahrmastschweinen" bis Abends gesperrt. Wir erwischten gerade noch so das Zeitfenster um hochzufahren. Einen möglichen 'Tour-WarmUp' ("ich hatte da mal was vorbereitet") ließen wir so und wegen dem Wetter dann folgerichtig ausfallen.
Dafür gabs dann einen anderen Einstand im Hotel und eine wohlverdiente Siesta (oder wars umgekehrt?) . . .
3. Tag, Sonntag, 08.09.2013
Tour 'Land der Katharer'
Unser erster Tourentag sollte uns auf die französische Pyrenäenseite führen, ins Land der Katharer (Pays des Cathares). Gegen 09.00 Uhr Abfahrt, am Port d'Envalira (höchster Pyrenäenpass) tankte man noch einmal den günstigen andorranischen Sprit, den man während der Tour zu verbrennen gedachte, und nahm die grandiosen Ausblicke in die Täler mit, während man in Richtung Ax-les-Thermes abschwang.
Bereits vorher war die Überlegung, die geplante Route anstatt über die Cols de Chioula und de Marmare zu fahren in Richtung der Col de Ascou und Pradel abzuändern. Die D25 (Col d’Ascou) und später D22 bzw. die D107 (Col du Pradel) mussten hierzu befahren werden. Die D25 eine gut asphaltierte kleine Straße, eignete sich gut zum "Einschwingen". Am Stausee den der Fluss ’La Lauze’ speist stoppte man kurz, bevor man dann bei Lavail auf die D29 abbog. Hier gabs dichten Morgennebel, das enge, nasse Sträßchen durch teilweise dichten Wald war somit nicht einfach zu befahren. Bei den wenigen Fahrzeugen, die einem entgegenkamen musste man höllisch aufpassen, eine Kollision zu vermeiden. Beim Näherkommen an die Passhöhe (Col du Pradel) war dann die Fahrbahn derart stark durch Dung verschmutzt, sodass es kurz zu ungewollten Rutschern kam. Wolfi mit seiner "Feuerklinge" hat sich hier seinen ersten GS-Punkt (Gülle/Scheiße) geholt. Auf der Passhöhe lichtete sich dann der Nebel und man bekam einen sagenhaften Blick in Richtung der westlichen, französischen Pyrenäen.
Eine Gruppe Amateurradfahrer hatte an dem Morgen ebenfalls die Auffahrt hierher gewagt. Sie sollten wir später immer wieder mal während der Abfahrt Richtung Mérial/Niort-de-Sault treffen. Auf der Strecke befährt man zwei Schluchten unmittelbar vor Mérial und unmittelbar nach Niort-de-Sault.
Schließlich sollten wir dann die kleineren Straßen wieder verlassen und ließen es ein wenig schneller auf der D29 Richtung Bélesta angehen. Unsere Zwischenziele hießen Fontaine de Fontestorbes, eine intermittierende Quelle, sowie der letzte Zufluchtsort der Katharer, der "sichere Berg" (Montségur). Es ist immer erstaunlich das Naturphänomen der Quelle beobachten zu dürfen. Natürlich hat sich der eine oder andere in die Höhle gewagt.
Der Montségur hüllte sich an diesem Tag leider in Nebel, die Festungsanlage war nur zu erahnen.
Bereits bei der Abfahrt vom Montségur Richtung Levelanet begann es zunächst leicht zu Tröpfeln, dann stärker zu Regnen. Man vereinbarte den Regen bei einem 'Café au lait' in Levelanet auszusitzen bevor man über Puivert und Quillan auf der D117 in Richtung Couiza weiterfahren wollte. Geplant war da noch ein Kurzbesuch von Rennes-le-Chateau um dann weiter über Bugarach zu fahren.
Der stärker werdende Regen brachte nach der Pause dann jedoch eine andere Entscheidung
Den direkten Weg weiter über die D117 zur Gorges de Galamus und dann zu den nächsten Katharerburgen Peyrepertuse und Quéribus. Die Gorges de Galamus fuhren wir diesmal von der südlichen Seite (Saint-Paul-de-Fenouillet) her an. Es bleibt ein Abenteuer sich auf der schmalen Straße (D7) an der Felswand entlang zu tasten. Auf der anderen Straßenseite geht’s ziemlich steil nach unten. Den Gegenverkehr, der sich vorm Abgrund fürchtet gibt’s dann gratis auf deiner Fahrseite dazu. Aber was solls. So besteht wenigstens die kleine Chance, dass sie dich nach Jahrmillionen als Fossil aus der Wand kratzen und du bleibst der Nachwelt erhalten. Eine eher fragwürdige Ehre.
Wir haben die Situation überstanden und es ging für uns weiter in Richtung Peyrepertuse und Quéribus. Obwohl ich die letzten Jahre schon mehrmals (auch ohne Motorrad) dort war, fällt einem doch jedes Mal spätestens dann die Kinnlade runter, wenn du vom Parkplatz der Peyrepertuse aus ins "Fenouillet" und in Richtung Quéribus schaust.
Während ich mir Montségur und Peyrepertuse bereits zu Fuß erarbeitet habe, fehlt mir die "Eroberung" von Quéribus noch. Aber das ist bei einer Tour mit Schwerpunkt Motorradfahren erstens zeitlich schwierig und zweitens vielleicht mit der Bekleidung und dem Zurücklassen des geliebten Bikes unangenehm. Kann ja sein, dass du nach dem nicht zu unterschätzenden Aufstieg transpirierst, wie ein Müller. Fraglich ob dir dann der Fahrtwind Linderung verschafft. Ich will gar nicht an die denken, die hinter einem herfahren müssen. Anstatt die "Müllerei" in Kauf zu nehmen, haben wir uns lieber unterhalb von Peyrepertuse bei einer verdienten Pause vor eine nette Creperie gesetzt. Diese hatte Rainer und Wolfi bereits bei der Auffahrt entdeckt, während ich damit beschäftigt war mich über einen vorausfahrenden Fahrer eines Wohnmobiles zu ärgern, der irgendeine seiner Flüssigkeit direkt vor uns auf die Fahrbahn aufbrachte. Überholen war leider nicht möglich und so musste man mehr auf die "Ausscheidungen" aufpassen, als dass man die schöne Landschaft genießen konnte.
Die Weiterfahrt nach Quéribus vorbei an Cucugnan, sowie die spätere Abfahrt von Quéribus nach Maury, Balsam für die Seele.
Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit sollte es jetzt wieder die D117 in Richtung Westen für uns richten. Bei Axat folgte man der Aude in Richtung Querigut auf der D118. Die Gorges de St.-Georges und die Gorges de l’Aude zu befahren hatte man bereits bei der Tour 2006 gewagt. Damals wie heute schlechter Asphalt, aber beeindruckend.
In der Sammlung für den heutigen Tag fehlte jetzt nur noch der Port de Pailhères. Wer hätte gedacht, dass wir fast zum Abschluss der Tour noch mal so ein Schmankerl fahren durften. Die Straße führte uns bis zum Port auf 2001 m über etliche Kehren und anspruchsvolle Passagen - "Was ist da schon das Stilfser!" - die wir wieder einmal mit Bergkühen und ihren Hinterlassenschaften teilen sollten (siehe hierzu auch das Video "Wie man die Kuh treibt"). Die Straße selbst hatte 1a-Asphalt. Leider war uns der Blick oben auf dem Pass wieder vernebelt.
Die Abfahrt Richtung Ax-les-Thermes führte uns dann über die bekannte D25. Ax-les-Thermes war schnell hinter uns gelassen. Bei der Auffahrt zum Port d’Envalira sanken die Temperaturen auf eine einstellige Marke und dichter Nebel breitete sich aus, sodass wir uns hier entschlossen, die Passhöhe d'Envalira auszulassen und stattdessen als Novum den Tùnel d’Envalira zu bezahlen. Die Temperaturen "erholten" sich auf unserer Fahrt durch Andorra zwar wieder ein wenig, trotzdem kamen wir an dem Abend bei einsetzender Dunkelheit ziemlich durchgefroren in unserem Hotel in Os de Civis an.
Nach ca. 425 km endete somit unsere erste Tour.
4. Tag, Montag, 09.09.2013
Tour Pyrenäen West
Die Wettervorhersage für diesen Tag versprach ideales Tourenwetter in den spanischen Pyrenäen und so sollte es gen Westen und zurück, rund 450 km gehen.
Erste Etappe, Adrall – Sort. Leider kann man unser fettes Grinsen in Textform nicht rüberbringen, aber außerdem gibt’s hierzu eigentlich nichts mehr Neues/Überraschendes zu vermelden. Irgendwann meinte zwar jemand, dass es wohl bessere Strecken gäbe. Für mich ist Adrall - Sort oder umgekehrt aber der Inbegriff einer Motorradstrecke.
Des is Motorradfahren!
Für uns gings dann ab Sort auf der N 260 in Richtung La Pobla de Segur. Unmittelbar am Ortseingang von Gerri de la Sal sollten wir die "Abkürzung" nach Senterada nehmen. Das einschlägige Kartenmaterial lässt sich hier leider über die Straßenbezeichnung nicht aus. Man befindet sich zwischen den Ortschaften Gerri de la Sal – Peramea – Montcortès – La Pobleta del Bellvei, in der Serra(t) (katalanisch für Sierra – Bergkette) de les Forquet und diversen anderen kleinen Bergketten. Die Strecke führt vorbei am Estany (Stausee) de Montcortès. Hier sind wir 2008 bei unserer Tour von Ainsa nach Os de Civis bereits in die entgegen gesetzte Richtung gefahren.
Rainer hatte davon gesprochen einen Abstecher in den Nationalpark von Aigüestortes i Estany de Sant Maurici unternehmen zu wollen. Von unserer Route hätte sich die Haupteinfahrt über das Vall de Boí angeboten. Wir entschieden aber ab La Pobleta de Bellvei über die L 503 nach Norden in Richtung Cabdella durchs Vall Fosca (Foscatal) bis zum Stausee (Embalse de) von Gento hoch zu fahren. Wir sollten es nicht bereuen.
Als die Straße am Stausee endete genossen wir das Panorama bei einem Café con leche auf der Terrasse der Kantine des ansässigen Energieunternehmens. Dann gings für uns wieder zurück auf die N 260 und somit über das Coll de Creu de Perves nach Pont de Suert. Landschaftlich einmalig lässt dieses Teilstück der N 260 auch fahrerisch fast keine Wünsche offen.
Allerdings hat inzwischen der Zustand des Asphalts ab Viu de Llevata stark nachgelassen und bedarf der Ausbesserung.
Nachdem wir bei El Pont de Suert noch mal Sprit gefasst hatten und ich mich wieder mal mit aktuellem Kartenmaterial versorgt hatte, sollten wir auf der A 1605, wir befanden uns da schon in der Region Aragonien, fahrerisches Neuland in den Pyrenäen betreten. An Bonansa kannst du eigentlich nicht vorbeifahren ohne ein "sinnfreies" Foto am Ortsschild geschossen zu haben.
Auf die Suche nach den Jungs von der Ponderosa haben wir allerdings verzichtet. Wir reiten ja schließlich auch einigermaßen "ziellos" durch die Prärie.
Die Strecke führt hinter Bonansa durch eine Schlucht des Rio (Fluss) Isábena. Die A 1605 bietet brutal guten Teer, von den landschaftlichen Reizen ganz zu schweigen. Wir wechselten ins Valle de (Tal von) Lierp auf die HUV 9601. Links und rechts gibt’s noch Abzweigungen zu gut asphaltierten kleinen Bergsträßchen. Da würde sicherlich noch mehr gehen, allein die Zeit fehlt. Der Spaß hört aber dann auf, weil du dich ca. 10 km vor Campo auf einer breiten Schotterpiste befindest. Neue Leitplanken mit Unterfahrschutz zeugen eigentlich davon, dass die Strecke noch im Bau ist. Hoffentlich hat der Bautrupp hier nur vorübergehend seine Arbeit eingestellt. Aber bei der derzeitigen Wirtschaftslage Spaniens . . .
Für die laut Planung vorgesehene Weiterfahrt zu einem Café nach Ainsa reichte es dann aber absehbar nicht mehr und so rollten wir einfach die A 139 nach Graus runter. Dort sollten wir unsere spanische Mittagspause einlegen. Es gab Hamburger für die anderen und "lecker" Tomatensalat für mich.
Nach der Pause gings dann ein schnelles Stück auf der N 123 über Benabarre nach Puente Montañana.
Ab da war freies Fahren angesagt, bei dem es das Doppelbrett gab: die C 1311 zwischen dem erwähnten Puente Montañana und Tremp, wo man sich kurz zu einem Ordnungshalt traf, und die L 511, auf der man sich dann weiter ins Kurvengemetzel zwischen Isona und Coll de Nargo über das bekannte Coll de Bóixols stürzte. Eigentlich war ausgemacht, oben am Coll de Bóixols eine kurzen Halt zu machen. Da Wolfi, die alte Pistensau, einfach "vorbeigeflogen" ist, haben wir diese Fotos erst einen Tag später schießen können.
Wenn mans zusammenrechnet ergeben beide Strecken zusammen knapp 70 km erstklassige Kurven- und Teerlagen bei grandioser Landschaft mit kaum Verkehr oder Unterbrechungen durch Ortschaften. Man kann sich da richtig in einen Kurvenkoller fahren. Klar, dass es dann wenig Fotos gibt.
Die restlichen Kilometer nach Os de Civis wurden nur durch einen Stopp bei einem der andorranischen Spritdealer unterbrochen, um die Maschinen für den kommendenTag mit dessen günstigen Stoff zu versorgen.
5. Tag, Dienstag, 10.09.2013
Tour Vorpyrenäen
Vorpyrenäen, Prepirineu auf Katalanisch. Die Tour hatte ich so benannt, weil sich der Tourverlauf relativ weit südlich des Pyrenäenhauptkammes befindet. Kurven- und fahrtechnisch stellt man da aber keinen Unterschied fest, landschaftlich ebenfalls nicht.
Das erste Highlight des Tages sollte die erneute Befahrung des Coll de Bóixols auf der L 511 sein, diesmal in die vom Vortag entgegen gesetzte Richtung, also von Coll de Nargo nach Isona. Tatsächlich ist es egal, in welcher Richtung du das 40 km Brettchen fährst. Diesmal sollten wir allerdings eine kurze Pause am besagten Coll de Bóixols einlegen müssen, damit das Achterbahngefühl nachlässt, welches sich unmittelbar nach der Weiterfahrt sowieso wieder einstellt. Außerdem wollten wir schon ein paar fotografische Eindrücke der Tour mitbringen.
Ab Isona gings für uns auf der L 512 nach Artesa de Segre. Bei dieser Strecke muss man wieder einmal feststellen, dass man sich auf die einschlägigen Karten nicht immer verlassen kann. Die L 512 sieht auf Papierform eher unscheinbar aus. In Wahrheit ist es eine "Autobahn" die extreme Kurvenlagen bei hohen Geschwindigkeiten ermöglichen würde.
Ab Artesa de Segre nutzten wir dann die schnelle C 26 um in Richtung Westen nach Balaguer zu kommen. Die eigentliche Tour sah zwar ursprünglich vor, von der C 26 weit vor Balaguer, in der Nähe von Cubells, nach Camarasa abzubiegen. Irgendwie war die Abbiegung an dem Tag nicht zu finden, sodass wir schließlich Camarasa erst über die C 13 erreichen sollten. Ziel war es ans Ufer des Pantà de (Stausee von . . .) Sant Llorenc de Montgai zu gelangen und diesen zu umfahren. Wie gut, dass wir den ersten Abzweig nach Camarasa verpasst hatten. Die C 13 bietet in Richtung Camarasa einmalige landschaftliche Ausblicke in die Vorpyrenäen.
Wer hätte dann noch gedacht, dass die westliche Umfahrung des Pantà de Sant Llorenc de Montgai weitere landschaftliche Schmankerl bieten würde. Zudem hatten wir noch Glück in Sant Llorenc de Montgai ein Restaurant zu finden auf dessen Terrasse wir zu so einem Ausblick
unseren Café con leche genießen konnten.
Für uns gings dann über Gerb, die LV-9047 weiter nach Balaguer, wo wir dann die C 12 in Richtung Àger nahmen. Gute schnell zu fahrende Landstraße mit REM-Faktor (RoutenEntspannungsModus) bis zum Aussichtspunkt an dem man sich über den weiteren Verlauf der C 12 über Àger hinaus einen guten Überblick verschaffen kann.
Die C 12 bleibt auch hinter Àger bis zum Auftreffen auf die C 13 ein spannendes Stück Landstraße.
Als landschaftlichen Zungenschnalzer könnte man auch die Engstelle Pas de Terradets bezeichnen, an der sich der Fluss Noguera Palleresa durch die Serra del Montsec (Bergkette von Montsec) zwängt.
Hier zwängt sich ebenfalls die C 13 in Richtung Tremp durch.
Es war dann wieder einmal Zeit Kraftstoff aufzunehmen, dies konnte man frühestens bei Tremp.
Ein weiteres Highlight wartete schließlich mit der Befahrung der alten Straße nach Tremp (hier die Abfahrt) auf uns. Sie führte uns durch eine kurze Gallerie am östlichen Ufer des Pantà deTerradets.
Im weiteren Verlauf blieben wir auf der östlichen Seite des Stausees von Terradets. Im Bereich von Gavet fährst du am Canal de Gavet entlang bis du auf die C 1412 triffst. Die C 1412 bringt dich eigentlich nach Isona von wo aus du wieder über den Coll de Bóixols in Richtung Andorra fahren kannst.
Wir waren jedoch noch auf der Suche nach "Ausweichrouten" und so sollten wir auf die L 912 Richtung San Salvador de Toló einbiegen. Naja, manche Strecken . . . würde Wolfi als GS-tauglich bezeichnen. Die kleinen Dörfchen entlang der L 912, wenn man sie als solche bezeichnen will, waren wie ausgestorben, dies schließt San Salvador mit ein. An eine Pause mit Erfrischungsgetränken, wegen der Hitze eigentlich notwendig . . . nicht zu denken.
Irgendwann trafen wir dann wieder auf die C 1412, die uns nach Isona führen würde. Die Planung sah anders aus, als nach Isona zu fahren (man wollte ja nicht noch einmal die "grausame" Strecke über den Coll de Bóixols fahren "müssen"). Aber es kam anders: Als wir in Richtung Isona schauten, wurde es über den Bergen immer schwärzer. Ein Gewitter kündigte sich an. Schließlich fanden wir uns dann doch in Isona auf eine Pause wieder. Kürzeste/schnellste Strecke Richtung Andorra? Genau! Die L 511 mit ihren höllischen, knapp über 40 km in Richtung Coll de Nargo. "Die brachten wir gezwungenermaßen gerade so hinter uns".
Auf der weiteren Heimfahrt nach Andorra haben wir dann tatsächlich auch noch ein "bisschen" Regen abbekommen.
6. Tag, Mittwoch, 11.09.2013
Tour der Pässe - Route des Cols
Eigentlich sollte dieser Tag unser fahrfreier Relaxtag werden. Wir hatten uns allerdings schon bei Anreise besprochen, einen Tourtag daraus zu machen. Zudem feierten die Katalanen ihren Unabhängigkeitstag – La Diada. Laut Nachrichten sollten deshalb einige Hauptverkehrsadern in ganz Katalonien wegen Menschenketten und anderer Festivitäten gesperrt/blockiert sein. Da es nicht herauszubekommen war, welche Strecken genau davon betroffen waren, wollten wir das Risiko nicht eingehen, dass man wegen drohender Umleitungen an Straßensperren in unbekannten Kurvenlabyrinthen "verhungert" oder sich bei evtl. Wartezeiten einen Standplatten holt.
So entschlossen wir uns für eine weitere Tour auf die französische Pyrenäenseite auszuweichen. 'Route des Cols', dieses Hinweisschild hatten wir bei der Katharertour vom 08.09.13 immer wieder mal gesehen. Ich wusste was damit gemeint war, weil ich diesen Teil 2007 schon mal mit dem ’Koffer’ gefahren bin. Die kurze Tourplanung sah diesmal vor die ’Route des Cols’ in die West-Ost-Richtung zu fahren, was bedeutete, über den Pass de la Bonaigua nach Vielha fahren zu müssen, um dann hinter Bossósst auf die französische Pyrenäenseite wechseln zu können.
Bei der Tourenplanung gabs immer wieder mal die Überlegung den Pass de la Bonaigua nach Vielha zu fahren. Aus der Erinnerung der Tour 2008 heraus, hatte ich da allerdings eine innerliche Blockade, weil die Strecke sich nicht erst seit damals in der Erneuerung und somit in schlechtem Zustand befand. Wir hatten deswegen damals eine quälende Tour durch Baustellen gefahren, die letztendlich auch dazu führte, dass der ’Gixxer’ seine Maschine in einer Waschanlage in einen "ausgehfähigen" Zustand zurückversetzten wollte und dafür dann Hohn und Spott erntete.
Um zum Bonaigua zu kommen, mussten wir "leider" wieder einmal den Col del Canto von Adrall nach Sort fahren. Hab mal ein paar Videosequenzen (Wolfi/Kalle) eingestellt, dann brauch ich mich hier nicht über die "uninspirierende" Fahrerei auslassen.
Mit der Entscheidung über den Port de la Bonaigua zu fahren, haben wir uns an dem Tag einen richtigen Gefallen getan. Keine Baustelle, kein Verkehr, neuer Asphalt und im oberen Bereich zum Bonaigua, irrsinnige Kurvenlagen. Bikerherz was willst du mehr. Die Abfahrt nach Vielha ist im oberen Bereich auch noch ok. Allerdings muss man dann die Fahrt ab Baqueira, durch die ganzen Skiorte, bis Vielha wirklich mögen.
Kurz vor der spanisch-französisch "Grenze", die gibts eigentlich nicht mehr ("Ein Hoch aufs vereinigte Europa der Banken und Mächtigen!"), war dann noch eine kleine Cafépause und spanisches Spritfassen angesagt.
Dann stiegen wir in unseren Teil der Route des Cols, angefangen mit dem Col de Mente ein.
In der Folge befuhren wir an dem Nachmittag von West nach Ost zwischen Saint-Béat und Tarascon-sur-Ariège folgende Pässe
Col de Mente - Col de Portet d’Aspet – Col de la Core – Col de Latrape – Col d’Agnes – Pont de Lers
auf kleinen und kleinsten Strassen in einer unglaublich schönen Landschaft.
Ein Blick ins Kartenmaterial würde zeigen, dass wir mit der Strecke nur einen Bruchteil der dort möglichen "Pässeschaukel" gefahren sind. Zwischendrin war auch eine Pause mit Käseplatte und Café au lait in Seix.
Ab Tarascon-sur-Ariège bis Ax-les-Thermes sollten wir wieder schnelleres Material unter die Reifen bekommen. Wieder war die Auffahrt nach Andorra stark vernebelt und wieder entschieden wir uns, wegen der fortgeschrittenen Zeit für die schnelle Variante des Nachhausekommens durch den Tùnel d’Envalira. Immerhin kamen wir so nicht erst um 20.00 Uhr in Os de Civis an.
7. Tag, Donnerstag, 12.09.13
Tour Kloster Montserrat
Für die verbliebenen 2 Fahrtage standen noch zwei geplante Touren aus. Die Entscheidung an diesem Tag fiel auf die Tour zum Kloster Montserrat. Nur um Eines vorweg zu nehmen: Es muss nicht unbedingt etwas mit Religiosität zu tun haben, eine Tour zu einem der Welt bekanntesten Klöster zu fahren . . . obwohl die Art des Tourens manchmal schon fanatisch/religiöse Züge annehmen kann.
Der eigentliche Anlass die Tour zum Kloster Montserrat zu planen, war allerdings ein anderer. Bei einigen Touren der letzten Jahre konnten wir im Vorbeifahren auf Höhe Barcelona von der Autobahn aus einige seltsame Felsformationen in der Ferne sehen.
Recherchen ergaben, dass es sich dabei nur um oben genanntes Kloster handeln konnte. Wo es solche Felsformationen gibt, gibts auch Kurven mit dem Mobbed zu fahren. Außerdem gabs da laut Michelinkarte noch einige andere Strecken, die man auf dem Weg dorthin so auch gleich ausprobieren konnte und so starteten wir an diesem Morgen zunächst in Richtung der Sierra del Cadí, um diese in West-Ost-Richtung zu durchfahren.
Hinter La Seu d’Urgell fuhr man auf der LV 4008 in Richtung Tuixent. Die LV 4008 war schon bei einer Tour 2008 nicht so einfach zu fahren. Asphalttechnisch gabs und gibt’s da die eine oder andere Thematik, die es noch zu beheben gäbe. Am Höhepunkt dieses Tourabschnittes ist ein Halt am Mirador de (Aussichtspunkt von . . .) la Traba unvermeidbar.
Von hier hat man einen grandiosen Blick in Richtung der andorranischen Pyrenäen.
Kurz vor Tuixent sollte es für uns dann auf unbekanntem Terrain, der B 400, zunächst Richtung Gósol gehen. Fantastische Landschaften, die man beim Ritt durch diesen Teil der Sierra del Cadí durchfährt.
Die Ortsdurchfahrt Gósol ist mit altem Kopfsteinpflaster belegt. Da es ab dem Ortsende Gósol bis zum Auftreffen auf die C 16/E 9 nur noch auf der B 400 weiterging, war hier wieder mal freies Fahren angesagt. Wir hatten nicht damit gerechnet, dass es in der Gegend doch noch so unbekannte Brettchen für uns zum Fahren geben würde. Wie es uns da "ergangen" ist, könnt ihr auf den Videos von Wolfi (1 + 2) und mir (1 + 2) sehen. Da brauchts dann eigentlich nichts mehr, was man noch sagen könnte.
An dem Parkplatz an der besagten C 16/E 9, wo man sich danach eine "Ruhepause" gönnte, eine gewisse "Sammlungsphase", ob des Erlebten, pausierten auch spanische Ordnungshüter zu ihrem Almuerzo. Es war bei dieser Tour nicht das einzige (erste) Mal das man der spanischen Ordnungsmacht relativ (zu) nahe kam.
Auf der Weiterfahrt gabs ein weiteres Highlight, die B 431 zwischen Sant Feliu Sasserra und Avinyó. In der Ferne konnte man da schon den Berg Montserrat erkennen, beim Näherkommen sieht das so aus:
Irgendwann später fand man auch die Auffahrt zu besagtem Kloster und tatsächlich war diese, wie erhofft gut zu fahren. Das abrupte Ende der Kurvenfahrerei an der Einfahrt zum Klosterparkplatz brachte uns schnell in die Welt der Pilger und Touris. Man muss es schon mögen, wenn sich Myriaden von Menschen in ihrer freudigen Erwartung des scheinbar Heiligen, auf der Straße und um einen herum tummeln. Unser halbstündiger Aufenthalt hat uns zumindest sehr gute Eindrücke in die Szenerie gewährt.
Wir waren schnell wieder übersättigt von dem "Okkultismus" und so sahen wir, dass wir Land gewannen.
Beim rückwärts "Ausparken" dann, warnte mich Wolfi vor zwei Fußgängerinnen die in ihrer Ekstase Gefahr liefen, von meiner Kuh überrollt zu werden. Nach einem kurzen Blick in den Rückspiegel, erwiderte ich Wolfi gegenüber, "dass man schon auf seine dicken D's aufpassen sollte". Die Antwort eines der Mädels kam prompt: "Ich kann fei Deutsch!"
". . . fei Deutsch . . ."
so hallte es in meinem Hohlkörper nach, der mein loses Mundwerk umschließt. "Geschickt" parierte ich mit einem trockenen "Ich auch . . ." um den kurzen Temperaturanstieg zu kaschieren. Irgendjemand meinte noch "Na und?!". Rot, Weiß, Rot, Weiß . . . Jalousie auf und zu, so wechselte inzwischen die Farbe in meinem Gesicht, wegen dem Gesagten. Schnell weg . . .
Schnell weg hieß, "leider" die gleiche Strecke, abzufahren die man hoch gekommen war. Ein kaum existerendes, gewisses Schrankenproblem lösten wir auf unsere sehr eigene Weise. Für uns gings weiter Richtung Manresa.
Nachdem Rainer bei der Abfahrt offensichtlich die Kathedrale von Manresa erspäht hatte, war die Idee dort, auch wegen der wieder bereits sehr fortgeschrittenen Zeit, einen entspannenden Café con leche zu sich zu nehmen. Leider war die besagte Kathedrale dann im Straßengewirr von Manresa nicht zu finden, sodass man eine unbeabsichtigte Stadtrundfahrt bekam. Bei ziemlichen Temperaturen entschlossen wir uns dann doch ein längeres Päuschen mit Mittagessen einzulegen. Die Zeit verbrachte man schließlich auf der Terrasse einer bretonischen Creperie, mit einer sehr obskuren Toilettenanlage, und mit "landestypischen" Speisen . . . der bretonischen Küche.
Da man Abends nicht wieder so spät nach Os de Civis kommen wollte, war die Weiterfahrt angesagt. Diese sollte über Cardona nach Solsona gehen, von wo ab man sich dann wieder in bekannte Teile der Sierra del Cadí stürzen wollte.
Die Auffahrt zum Pantà del (Stausee von . . .) Llosa del Cavall war schnell gefunden und so rollte man entlang dieses einmaligen Panoramas
bis nach Sant Llorenc de Morunys.
Ab dort wollte man eigentlich die aus anderen Touren bekannte L 401 westwärts Richtung Coll de Nargo weiterfahren, aber ich verfuhr mich und so fuhren wir eine Schleife über den Port del Comte. Diese endete dann doch wieder am Coll de Jou auf der L 401. Der "Umweg" hatte sich allerdings dann doch gelohnt, zumal wir so noch nie gefahren sind.
Jetzt sollten 42 Kilometer Richtung Coll de Nargo auf der L 401 folgen. Das "kleine" Brett, dass uns die L 401 zum Schluss der Tour verpasste, findet ihr hier.
8. Tag, Freitag, 13.09.13
Tour Pyrenäen Ost
Unser letzter Tourentag sollte uns weit in den Osten der Pyrenäen bringen. Der östlichste Teil der Tour sollte dieser Teilabschnitt werden. Dazwischen lagen aber noch einige fahrerische Überraschungen.
Zunächst ging es für also über die N 145/N 260 ganz "regulär" in Richtung Puigcerda. Eine Strecke, die wir bei vielen Touren in den Pyrenäen die letzten Jahre schon zig Mal in beide Richtungen gefahren sind.
Über die C 145 wollte man dann nach Alp um dort den Einstieg in die GI 400 über La Molina, einem Skigebiet, zu finden. Dieser Einstieg war mit Karte jedoch zunächst nicht leicht zu finden und so sollten wir die Navis von Rainer und Martin bemühen. Eingabe: Zielpunkt Casteller de n’Hug. Die GI 400 und in ihrer Folge die BV 4031, für uns wieder mal fahrerisches Neuland, bringen dich über den Coll (Pass von . . . ) de la Creueta
vorbei an Castellar de n’Hug nach La Pobla de Lillet.
Man könnte sich ob der Strecke erneut in Superlativen überschlagen. Fakt ist, dass sie in der oberen Kategorie der Highlights, die man in den Pyrenäen gefahren haben sollte, anzusiedeln ist. Schaut euch das mal an:
Bei Pobla de Lillet angekommen, traf ich die Aussage, dass man in den Pyrenäen besser Motorrad fahren kann als in den Alpen. Dazu im Fazit aber mehr.
Jetzt sollte es auf der B 402 von Pobla de Lillet nach Campdevanol gehen. Eigentlich war die Strecke mit ihren 24 km als "Entspannung" zur vorhergegangenen BV 4031 gedacht. Entspannung sieht aber anders aus. Als Kurvenpeitsche würde ich die B 402 bezeichnen. Man kann sich auf ihr allerdings auch in einen gewissen Rhythmus fahren.
Bei Campdevanol musste man wirklich eine erste Pause einlegen. Die verlängerte sich dann ungeplant etwas, als es bei Rainers Helm ein Verschlussproblem gab. Dieses löste man provisorisch mit Kabelbindern. Es sollte für den verbliebenen Rest der Tour halten.
Schließlich gings für uns dann weiter in Richtung Ripoll. Dort sollte sich die Tour kurzfristig ändern, weil man bei Santa Pau nach einer Möglichkeit suchen wollte in das Vulkangebiet der Garroxta zu kommen, um dort eventuell zum knapp über 1000m hohen Santa Maria zu gelangen. Fahrerisch kann man dort nicht hin, dazu braucht es leider einen Fußmarsch von einfach um die 30 Minuten. Als Biker hast du für so was leider die falsche "Garderobe" dabei und zudem leider nicht die Zeit, die man sich dafür eigentlich nehmen sollte. Manchmal gehts halt nicht nach dem Motto "been there, seen that". Also weiter in Richtung des eingangs erwähnten östlichsten Teilabschnittes der Tour.
Bevor man ab Castellfollit de la Roca dort einstieg, war noch mal Tanken in Olot notwendig.
Die GV 5221/GV 5223 hätte dann ein weiteres Sahnestückchen in unserer Toursammlung werden können. Dann hätten wir die Strecke aber mindestens zwei harte Pyrenäenwinter früher befahren müssen. Da gabs schon Schlaglöcher, die "so’n kleines Ding wie dich locker hätten wegschnupfen können". So musste man auf der schmalen Strasse nicht nur auf die Problematiken unter einem, sondern auch auf die entgegenkommenden achten. Beinahe hätte es so bei mir in einer Linkskurve dazu gereicht den linken Vorderreifen eines Monstertraktors zu küssen. Ich weiß heut eigentlich nicht mehr so genau, wie wir aneinander vorbei geraten sind. Er auf der Felsseite, ich auf der Schluchtseite . . . na dann.
Jedenfalls befanden wir uns nach etwas mehr als 40 km, in Richtung Camprodon und verzweifelt auf der Suche nach einem Café con leche und etwas Essbarem. Wir sollten alles noch bekommen.
Die Rückfahrt nach Os de Civis ist eigentlich schnell erzählt, weil sie von der ursprünglichen Tourplanung abwich. Natürlich darf das Highlight, die N 152 von Ribes de Freser nach Puigcerda über den Collada (Pass) de Toses, bei so einer Tour nicht ausgelassen werden und nicht unerwähnt bleiben.
Natürlich ist hier die Huldigung der treuen Maschine angebracht, zumal mich diese 1150er GS, der ich in Anlehnung an die Bezeichnung "Gummikuh", den "leicht" abgewandelten, spanischen Namen,
'El Toro loco'
(der verrückte Stier) gegeben habe, da sie/er mir 75% der gefahrenen Gesamtkilometer alleine auf Touren in/durch Spanien ermöglicht hat und dies ohne Defekt.
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Ich weiß nicht genau, wie es gekommen ist. Es ist der 13.09.13, ich bin da gerade 48, fast 17.00 Uhr, genau auf der Passhöhe, reißt der Tacho des 'Toro loco' die 100.000er Marke.
Zwei "Jubiläen" an einem Tag. Man sollte jetzt nicht über Zufall oder Fügung nachdenken, weils eh so kommt, wie es kommen muss. Jedenfalls hat mich das "Tier" die letzten 12 Jahre zu unglaublichen tourfahrerischen Höhepunkten getragen, die ich nicht alle einzeln aufzählen brauche, weil sie auf dieser Homepage "dokumentiert" sind.
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Ein perfektes Team
Der einen oder andere mag meinen, dass es Zeit wäre sich mit der neuen Technik vertraut zu machen. Stimmt. Aber so lange das "Vieh" läuft, und dafür werde ich Sorge tragen, werde ich einen Teufel tun um die Erwartungen unserer Wegwerf-Gesellschaft zu erfüllen.
Es geht das Märchen um, dass die 1150er auch mit Schei.. läuft . . . na dann, auf zu den nächsten 100.000.
Aber zurück zur "kleinen Nebensächlichkeit", der N 152. Was soll ich sagen, der Streckenverlauf hat sich seit dem letzten Mal, als wir dort fuhren, "nicht wesentlich (nämlich gar nicht) verändert." Pah . . . ihr werdet sie euch auch auf den diversen Videos ansehen können.
Der krönende Abschluss dieses Tages fand dann in Os de Civis statt. Zur kleinen Feier gabs auch noch ein sogenanntes, von Wolfi ausgerufenes "Handy-Light-Diner".
Nicht, dass die etwas ungewöhnliche Idee Wolfis zur Beleuchtung zunächst einfach dem "festlichen Anlass" geschuldet war. Nachdem aber im Hotel Parc d’Os der Strom für längere Zeit ausfiel, behalf man sich mit einer etwas ungewöhnlichen Lösung. Wein- und Biergläser mit aufgelegten/-gesetzten Handys bzw. LED-Taschenlampen. Erstaunlich was da an Ausleuchtung zustande kam. Als dann Wolfi noch den Begriff vom Handy-Light-Diner kreierte, brachen zumindest Martin und ich, für 2 Minuten derart in Lachen aus, dass uns das Wasser aus den Augen lief und uns ziemliche Bauchschmerzen verursachte.
Bist du fertig, Aldäh!?
So ging ein fast perfekter 13.09.13 zu Ende . . .
9./10. Tag, Samstag/Sonntag, 14./15.09.2013
Rückfahrt Os de Civis – Nürnberg
Auch die Geschichte dieser Rückfahrt ist schnell erzählt. Nachdem man ja nach der Rückkehr in Nürnberg schlecht am Sonntagnacht die Motorräder abladen konnte, weil es zu viel Lärm verursacht hätte, wollte man erst gegen Nachmittag von Andorra aufbrechen um so frühestens um 07.00 Uhr zu Hause anzukommen.
So entschied man, dass man nach dem Aufladen der Motorräder
noch ein wenig steuerfrei Einkaufen geht.
Gegen 15.00 Uhr fuhr man dann doch los. Es war eine schöne Vorstellung und man hatte auch noch Zeit dazu, am Mittelmeer einen Café zu genießen zu wollen. Leucate sollte hierfür das passende Ambiete liefern
Wir taten uns allerdings schwer die passende Örtlichkeit zu finden, aber wir sind zum Mittelmeer gefahren, wo der eine oder andere mit den Wellen oder mit sich selbst, wegen des drohenden Alltags zu Hause, "gekämpft" haben dürfte.
Von einem Großteil der restlichen Rückfahrt hab ich für meinen Teil nicht viel mitbekommen, weil ich da in Morpheus Armen lag und wahrscheinlich schon wieder von kommenden Touren geträumt hab.
F a z i t
Die Tour Pyrenäen 2013 . . . wie gut sie wirklich war und wie geil wir dort aufs Fahren waren, zeigen allein folgende Tatsachen:
a) wir verzichteten auf den eigentlich geplanten, sinnvollen, tourfreien Relaxtag zur Mitte der Woche, bereits bei der Anreise am 07.09.13 und sind . . . jeden Tag gefahren.
b) Wir kamen keinen Fahrtag vor 18.00 Uhr nach Hause.
Gut, wir haben dafür bezahlt, also hatten wir ein Anrecht darauf, den Maximaltritt zu bekommen. Aber dann über 2500 km in 6 Fahrtagen? Wir habens nicht mal richtig bemerkt, dass wir im Schnitt täglich über 400 km gefahren sind. Die Rechnung gabs dann zum Schluss.
Was willst du machen, wenn sich eine "verdammte" Kurve an die andere reiht? Da kannst du nicht sagen "nach der nächsten ist aber Schluss", weil diese bereits wieder den Blick auf die nachfolgenden frei gibt usw., usw. Und irgendwie musst du ja zurück nach Hause kommen . . . verfault!
Genau wegen der Eigenheiten werden die Pyrenäen als Heimat der Mutter aller Touren immer wieder angesteuert werden.
Wie gut war die Tour wirklich und wie geil sind wir in den Pyris gefahren? So sieht die emotionale Seite aus:
c) wieder mal eine extrem geile Tour mit den richtigen Leuten gefahren . . .
Es dauert ein wenig, aber dann stellt sich dieser süße, wehmütige Flashback ein, wenn man an die Tour zurückdenkt. Beim Anblick der Fotos und Videos, beim Schreiben des Tourenberichts. Man könnte gleich wieder los, damit einem die "Kurvenpeitsche" Pyrenäen seine Male erneut einbrennt. die "tiefen Narben" die wir uns dieses Mal zugezogen haben, werden bleiben . . .
. . . auch wenn uns der dunkle Mantel des ewigen Vergessens irgendwann umarmt . . .
"Geht noch was, Jungs?!"
Eines muss ich noch loswerden bevor ich den Bericht beende. Angesprochen hab ichs oben schon. Auch wenn mir der eine oder andere wiedersprechen möchte, hat sich bei mir inzwischen folgende Erkenntnis durchgesetzt:
In den Pyris kann man doch besser Motorradfahren als in den Alpen.
Festgestellt hab ichs eigentlich erst, wie erwähnt am letzten Fahrtag (13.09.13). Die Pyris bieten eine derartige enge Frequentierung und Intensität an geilen Landschaften, Kurven, Asphalt gepaart wenig Verkehr, da können die Alpen, in den vergleichbaren Kategorien einfach wegen ihrer Geographie/Infrastruktur/Lage und somit auch im Gesamtpaket nicht mithalten.
Man könnte in den Pyrenäen eine Tour, egal von Ost nach West oder umgekehrt, fahren, wo du keine Sekunde überlegen müsstest, ob du die Maschine in die Kurve drückst oder nicht . . .
. . . weil du die Sekunde zum Überlegen gar nicht hast . . .
Stand: 03.11.13
lizenzfreie Musik von Jamendo: JM Galié